Die Burgruine Alt-Wülflingen ist restauriert und für das Publikum wieder zugänglich. Im Herbst 2018 wurden die umfangreichen Renovationsarbeiten abgeschlossen. Diese waren notwendig, weil die dicken Mauern von eindringendem Regen und Schnee beschädigt wurden.

Wegweiser am Eingang zum Totentäli
Ansicht von Nordwesten her

Vor rund fünf Jahren haben Forstleute an den Aussenmauern der Burgruine Wülflingen grossflächige Ausbauchungen und Risse entdeckt. Ständig eindringendes Wasser durch Regen und Schnee führten zu einem schlechten Zustand des ehemaligen Wehrturms. Die Ruine drohte einzustürzen und wurde deshalb provisorisch gesichert und für das Publikum gesperrt.

Daraufhin ergriffen die Stadt Winterthur und die kantonale Denkmalpflege Massnahmen zum Erhalt der Anlage. Ziel war es, die Ruine statisch zu sichern und vor weiterem Eindringen von Feuchte zu schützen sowie möglichst viel von der historischen Bausubstanz zu erhalten. Zudem wurde das Burgplateau geophysikalisch vermessen. Dabei zeigte sich, wo einst Mauern verliefen und wo die Annexbauten standen. Zudem fand man heraus, dass die Turmfundamente ursprünglich gut ein Stockwerk tiefer lagen als der heutige Erdboden.

Der überdachte und gesicherte Turm vor der Einrüstung im März 2017

Um den Erhalt der Ruine sicherzustellen, wurde 2016 zuerst ein weit auskragendes Schutzdach aus Holz erstellt. Danach folgte die Sicherung des Mauerwerks durch eine sogenannte Vernadelung. Dabei werden die beiden Mauerschalen mit Metallankern verbunden. Anschliessend konnte das Mauerwerk repariert werden. Ein Teil der beschädigten Steine mussten durch neue zu ersetzen. Auch wurden die hohlen Stellen zwischen den beiden Schalen des zweischaligen Mauerwerks wieder mit Mörtelmasse gefüllt.

Die Arbeiten im steilen Waldgelände auf dem Schlosshügel gestalteten sich zum Teil schwierig. So musste für die Materialtransporte eine Seilbahn erstellt werden, und für Montagearbeiten kam ein Helikopter zum Einsatz. Nach Abschluss der Renovation präsentiert sich die Burgruine nun wieder in annähernd authentischem Zustand und ihr Erhalt ist für die nächsten Jahrzehnte gesichert.

Die gesamten Sanierungskosten betragen rund 2,1 Millionen Franken. Weil es sich bei der Ruine um ein Kulturgut von überregionaler Bedeutung handelt, beteiligt sich der Kanton Zürich mit rund einer Million Franken an den Restaurierungskosten.

Auf der Steintafel neben dem Treppenaufgang zur Burgruine steht folgende Inschrift:

BURG ALT-WÜLFLINGEN / Ursprünglich Fluchtort für die Umgebung / Um 1250 befestigter Platz mit Wehrturm und Wohngebäuden / Eigentum der Habsburger / Dann in wechselndem Besitz als eigene Herrschaft Wülflingen-Buch / 1644 Räumung u. teilweise Verwendung des Materials zum Bau des neuen Schlosses
Restauriert u. wiedererschlossen 1984

Inschrift auf der Steintafel neben dem Treppenaufgang

Die Burgruine Alt-Wülflingen gehört zu den wichtigsten Zeitzeugen der Winterthurer Stadtgeschichte. Im 11. Jahrhundert entstand in Wülflingen auf dem heute bewaldeten Schlossberg eine Burg mit einem 18 Meter hohen Turm. Gut zweihundert Jahre später übernahmen die Habsburger die Anlage, auf sie folgten weitere Besitzer, darunter auch die Stadt Zürich. 1644 verlor die Burg ihre Funktion, da der damalige Burgherr ins neu erbaute Schloss Wülflingen umzog und war ab 1678 gänzlich unbewohnt. In der Folge verfielen Teile der Anlage, insbesondere die Wohnbauten. 1761 ging die Ruine in den Besitz der Stadt Winterthur über.

Plattform mit phantastischer Ansicht

Aussichtsplattform, Blick Richtung Westen auf Hoh Wülflingen

Von der Holzplattform beim Eingang zum Turminnern und von der Aussichtsplattform zuoberst hat man eine phantastische Aussicht auf den Brüelberg im Osten und den Stadtteil Töss im Südosten. Bei schönem Wetter und klarer Luft sieht man bis zum Säntis im Alpsteingebiet. Von ganz oben sieht man in Richtung Westen den Burghügel Hoh Wülflingen und in Richtung Norden den Irchel.

Informationstafel bei der Burgruine

Skizze auf der Informationstafel bei der Burgruine Alt-Wülflingen

Dort, wo der Weg hinauf zur Burgruine Alt-Wülflingen auf dem Plateau endet, steht eine Informationstafel von Stadtgrün Winterthur. Darauf findet sich die oben abgebildete Karte sowie  folgender Text:

Die ehemalige Burg Alt-Wülflingen ist nur noch in Teilen erhalten. Die in archäologischen Zone gelegene Anlage ist ein wichtiges überkommunales Denkmalschutzobjekt. Der 18 Meter hohe, zwischen 1150 und 1250 erbaute Turm war Teil einer weitläufigen Anlage, die an der Ostseite durch einen Graben geschützt war. Das Plateau war von einer Ringmauer umgeben. Im Laufe des Mittelalters wurde an der Ostseite des Turms ein Wohngebäude angefügt. Dessen Mauer ist östlich des Turms fragmentarisch erhalten. Die in die Aussenfassade des Turms eingemeisselten Balkenlöcher markieren Stockwerkseinteilungen. Rote Brandspuren und geglättete Oberflächen belegen die lebhafte Geschichte der Burgruine.

Ab dem 13. Jahrhundert war die Burg im Besitz der Habsburger und von habsburgischen Dienstleuten bewohnt. Nach einigen Besitzerwechseln wurde die Burg ab 1678 verlassen und nur noch zeitweise als Gefängnis genutzt. In der Folge verfielen Teile der Anlage. 1761 erwarb die Stadt Winterthur die Burganlage. Erste Bemühungen, den Turm für die Nachwelt zu erhalten, erfolgten 1872. Weitere Massnahmen wurden 1936 und 1983/1984 ausgeführt. Nach Instandsetzungsmassnahmen in den Jahren 2016 bis 2018 präsentiert sich der Turm mit einem Schutzdach, das den Bau vor eindringendem Wasser schützt. Ausbauchende Mauerpartien wurden neu aufgemauert und die Ruine statisch gesichert.

Karte

Vom Bahnhof Wülflingen (421 m.ü.M.) aus legt man zu Fuss die rund 1,4 Kilometer lange Strecke bis zur Burgruine Alt-Wülflingen (540 m.ü.M.) in etwa 30 Minuten zurück.

Quelle

Renovation der Ruine Alt-Wülflingen abgeschlossen (Medienmitteilung der Stadt Winterthur vom 21. September 2018)

Weitere Informationen

  • Die Burgruine Alt-Wülflingen wird saniert — Der Zugang zur Burgruine Alt-Wülflingen ist seit Herbst 2013 gesperrt. Grund: Der rund 18 Meter hohe mittelalterliche Turm ist einsturzgefährdet. Deshalb hat der Winterthurer Stadtrat am 8. Januar 2014 einen Kredit von 150’000 Franken für die Sanierung dieses beliebten Ausflugsziels bewilligt.
  • Alt-Wülflingen-Burgruine mit bewegter Vergangenheit — Dieser Ort muss für Häftlinge grausam gewesen sein. Die Mauern ringsherum sind bis zu zwei Meter dick. Aus Sandstein-Buckelquadern und 18 Meter hoch. Und mittendrin dunkler, feuchter Moder. Der liebliche Ausblick durch das Geäst auf die Töss hinunter und den nahegelegenen Brüelberg hinüber verdrängt heute die Vorstellung von der bewegten Vergangenheit der Burg Alt-Wülflingen.
  • Baugesuch für die Sanierung Ruine Alt-Wülflingen (Medienmitteilung Stadt Winterthur vom 2. März 2017) — Nachdem die vom Zerfall bedrohte Ruine Alt Wülflingen in den letzten Jahren mehrfach notfallmässig saniert werden musste, steht ab diesem Mai eine letzte planmässige Etappe an. Voraussichtlich im Sommer 2018 wird die Ruine der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung stehen.
  • Alt-Wülflingen (Winterthur Glossar) — Romantisch im Wald versteckt, auf einer Anhöhe über dem Totentäli liegt die Burgruine Alt-Wülflingen. Vom 18m hohen Turm ergibt sich ein schöner Blick auf die Töss und den Brühlberg, der die beiden «Stadtzipfel» Wülflingen und Töss trennt. Der schlechte Zustand des Turmes verlangte nach einer Sanierung. Aus Sicherheitsgründen musste der Turmzugang ab 2013 bis im Herbst 2018 gesperrt werden. Nun ist der Zugang wieder sicher und frei.
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