Gelbauchunke

Gelbbauchunken leben unauffällig, fast zurückgezogen. Ihr grauschwarzer, oft auch bräunlicher Rücken hebt sich kaum von der Farbe der Wasseroberfläche ab, und so können die knapp fünf Zentimeter grossen Tiere lange an derselben Stelle verharren, ohne entdeckt zu werden. Ausgestreckt im Wasser liegend, die hinteren Beine hängen lassend, spähen sie mit knapp über dem Wasser liegenden Augen nach kleinen Fluginsekten, die ins Wasser fallen.

Dabei beobachten sie aber auch ihre weitere Umgebung sehr genau und tauchen sofort auf den Grund des Gewässers, wenn wir ihnen zu nahe kommen. Dort wühlen sie sich im weichen Boden ein und verbergen sich im aufgewirbelten Schlamm. Mit der Zeit wird das Wasser wieder klarer, der absinkende Mulm hat dann aber die regungslos am Boden wartende Unke so zugedeckt, dass sie selbst dem geübten Auge verborgen bleibt.

Gelbbauchunke-Männchen (Fotos: Jakob Forster)

Unkenruf und Paarung

Während der Paarungszeit, die von Ende April bis Anfang August dauern kann, rufen die Männchen nächtelang ihr dumpfes, leises und fast unheimliches «Huu-huu-huu». In früheren Zeiten galt der düstere Unkenruf als Unglückszeichen, und diese Bedeutung ist dem häufig verwendeten Ausdruck wenigstens teilweise bis heute geblieben. Die rufenden Männchen halten oft über mehrere Wochen dieselbe Uferstelle besetzt und achten darauf, dass die Rivalen einen gewissen Abstand einhalten.

Die sich bei 15 °C etwa alle Sekunden folgenden Rufe mögen die Bedeutung haben: «Ich bin hier, bleib du dort!» Die Territorien sind so abgegrenzt, und eine möglichst regelmässige Verteilung über alle benützbaren «Wohnräume» ist gewährleistet. Dass die Unken gegenseitig auf ihre Rufe achten, können wir leicht feststellen, wenn wir die Laute eines allein rufenden Männchens nachahmen. Liegt unser «Huu» genau zwischen zwei Rufen der Unke, so antwortet diese sehr bald nur noch halb so häufig. Genau gleich reagiert ein Männchen, wenn in seiner Nähe ein zweites zu rufen beginnt. Man nennt das Gegenrufen oder, anders ausgedrückt, gegenseitiges Imponierrufen.

Natürlich werden auch die stummen Weibchen bald auf die unermüdlichen Rufer aufmerksam. Sie lesen sich für die Paarung die lautesten und ausdauerndsten Sänger aus und schwimmen in deren Nähe. Das Männchen umfasst seine Partnerin vor den Hinterbeinen und besamt die Eier, nachdem sie aus der Kloake des Weibchens ausgetreten sind. Der Laich wird in kleinen Klumpen zu 8-30 grossen Eiern an Pflanzenstengel oder ähnliche Unterlagen abgelegt. Bereits nach sieben Tagen schlüpfen die Kaulquappen, und schon nach wenigen Wochen verwandeln sie sich in 12-15 mm grosse Unken. Für die Kaulquappen aus dem erst im August abgelegten Laich reicht die Zeit vielfach nicht mehr für die ganze Entwicklung. Diese Larven müssen dann überwintern und geben im nächsten Jahr meistens wesentlich grössere Jungtiere.

Warnkleid

Das Farbmuster des Bauches steht im krassen Gegensatz zum Tarnkleid der Körperoberseite. Die Bedeutung der wirren, gelb-schwarzen Zeichnung wird uns dann bewusst, wenn wir eine Gelbbauchunke an Land überraschen und ihr keine Fluchtmöglichkeit offensteht. Ab und zu jagen sie nämlich auch an Land und verstecken sich dann tagsüber oft unter Steinen, Planken, Säcken und Unrat. So kann man beim Umkehren von Brettern plötzlich auf ein sich duckendes Tier stossen, das beim Berühren sogleich eine eigentümliche Kahnstellung einnimmt. Es biegt den Rücken nach unten durch und zieht die Beine so an, dass die Handrücken über die Augen und die Fussrücken an die Rückenseiten zu liegen kommen. Dabei wird das grelle Farbmuster der Unterseite an mehreren Stellen sichtbar.

Gift

Besonders verängstigte Tiere können zusätzlich in kurzer Zeit soviel Gift aus den Hautdrüsen absondern, dass sie bald aussehen, als wären sie mit Seifenschaum überzogen. Dieses nach Lauch riechende Gift reizt auch unsere Schleimhäute von Augen, Nase und Mund, und selbst ohne Berührung können einem die Augen tränen, oder man muss gar schnupfen. Die warnende Schreckstellung ist also perfekt, und nur völlig unwissende Tiere, allenfalls junge Hunde oder vielleicht Füchse, beissen trotzdem zu, um aber gleich wieder jaulend auszuspucken. Das ätzende Gift vergällt den vermeintlich leckeren Bissen. Für alle späteren Begegnungen genügt dann das auffällige Warnkleid der Körperunterseite für die Abschreckung; es schützt, und damit haben die Gelbbauchunken recht grosse Überlebenschancen.

Warnfarbenkombinationen sind im Tier- und auch im Pflanzenreich weit verbreitet und wirken stets abschreckend. Einige weitere Beispiele:

Schwarz‑Gelb:Wespen, Feuersalamander
Schwarz‑Rot:Widderchen oder Bluttröpfchen (Schmetterlinge), Marienkäfer, Rotbauchunke, einzelne südamerikanische Pfeilgiftfrösche
Schwarz‑Weiss:Amerikanisches Stinktier
Rot‑Weiss:Fliegenpilz

Nicht ohne Grund dürften auch die Verkehrsverbottafeln mit der Farbkombination Rot-Weiss belegt sein. Wir Menschen reagieren in der Regel ähnlich wie die Tiere und verstehen die Ankündigung als Warnung.

Wen wundert es, dass auch völlig harmlose Tiere Warnfarbenkleider tragen. Diese Nachahmungen schützen sie solange, bis der Bluff auffliegt. Man nennt das Mimikry und findet sie unter anderem häufig bei Schmetterlingen, so etwa beim Hornissenschwärmer, einem harmlosen Glasflügler-Schmetterling im Wespenkleid.

Tarnkleid und Warnkleid

  1. Gelbbauchunken sind dank ihrer graubraunen Oberseite an Land wie auch im trüben Wasser oder über dem braunen Bodengrund  eines Tümpels vorzüglich getarnt.
  2. Wenn sie an Land in einem Versteck überrascht und angestupst werden, nehmen sie eine eigentümliche Kahnstellung ein. Sie machen also ein hohles Kreuz, ziehen die Beine seitlich hoch und zeigen damit ihre auffällig schwarz-violett-gelb marmorierte Körperunterseite. Gelbbauchunken haben ein ätzendes Hautgift und warnen ihre Feinde vor den Folgen des Zugriffs mit der Warnfarbenkombination Gelb-Schwarz.
  3. Unken werfen sich nie selber auf den Rücken, sondern überkippen nur gelegentlich an steilen Abhängen.

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