Dieser Ort muss für Häftlinge grausam gewesen sein. Die Mauern ringsherum sind bis zu zwei Meter dick. Aus Sandstein-Buckelquadern und 18 Meter hoch. Und mittendrin dunkler, feuchter Moder. Der liebliche Ausblick durch das Geäst auf die Töss hinunter und den nahegelegenen Brüelberg hinüber verdrängt heute die Vorstellung von der bewegten Vergangenheit der Burg Alt-Wülflingen. Sie entstand im Frühmittelalter, in der Mitte des 11. Jahrhunderts. Vermutlich aus einer früheren Fluchtburg. Spätestens 1239 war der Ort – nur 650 Meter nordöstlich von der Burgstelle Hoh-Wülflingen entfernt – im Besitz der Grafen von Habsburg-Kyburg, die den Turm erbauten. Um den Turm herum entstanden Wohntrakt und Nebenbauten, gegen die Töss hinunter die Stallungen und Scheunen.

Knapp 300 Jahre später kauften die Zürcher Familien Escher und Meiss die Anlage und bauten später aus dem Burgmaterial das heutige Schloss Wülflingen. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Turm als Gefängnis genutzt. Dann zerfiel er allmählich. Die Stadt Winterthur übernahm die Burgruine und sanierte den Turm in den Jahren 1983 und 1984. Ein Hocheingang und eine Wendeltreppe im Innern ermöglichen seither den Zugang zum obersten Geschoss. Von da aus bietet sich eine schöne Aussicht.
Die gut restaurierte Burgruine Alt-Wülflingen steht auf einem bewaldeten Hügel auf 541 Metern über Meer. Fast das ganze Waldgebiet zwischen Schlosstal und Dättnau ist heute etwa je hälftig im Besitz der Stadt Winterthur und des Kantons Zürich. Der Stadt gehören die Gebiete Wolfbüel, Büechlibuck, Hoh Wülflingen, Alt-Wülflingen, Schlossberg und Rossweid. Das Gebiet Ebnet hingegen gehört als Staatswald dem Kanton. Nur einzelne kleinere Waldparzellen im Westen oder Südwesten sind im Privateigentum.
Um die Burgruine Alt-Wülflingen findet sich ein dichtes Mosaik unterschiedlichster Waldgesellschaften. Dominierend sind hier einerseits die anspruchsvollen Buchenwälder auf basischen Böden und andererseits der Waldmeister-Buchenwald. An einigen Stellen kommen Waldhirsen-, Lungenkraut- und Orchideen-Buchenwald vor und an wenigen, sehr feuchten Stellen im Schlosstalwald gedeiht der Erlen-Eschenwald. Bemerkenswert ist sicherlich das Vorkommen der Gewöhnlichen Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) und des Schnabelfrüchtigen Bergflachses (Thesium rostratum).
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Die Burg sieht so inmitten der schönen Natur wirklich idyllisch und unschuldig aus. Und wenn sie dann auch noch so schön von der Sonne angestrahlt wird, kann man kaum glauben, dass dies früher mal ein Gefängnis war. Hast du auch Bilder innerhalb der Ruine gemacht? Oder sieht es darin nicht so spektakulär aus, wie man vielleicht vermuten könnte? Die Bilder sind auf jeden Fall sehr schön geworden und ich würde die Ruine auch selbst einmal gern besichtigen.