In der Nähe des früheren Forsthauses der Holzkorporation Oberwinterthur und heutigen Waldschulzimmers an der Lindbergwaldstrasse steht im Wald ein auffälliger, rund anderthalb Meter hoher Gedenkstein.

Am 13. Juli 1851 erlaubte die Korporationsversammlung dem Bezirksrat und späteren Stadt- und Kantonsrat Matthäus Pfau-Geilinger (1820–1877) im Lindberg diesen Gedenkstein für seinen Vater aufzustellen. Pfau, ein Vertreter der starken demokratischen Bewegung, stammte aus der berühmten Ofenbauer-Dynastie, die über Generationen prachtvolle Turmöfen baute, von denen heute noch zwei Exemplare im Schweizerischen Landesmuseum stehen.1

Schon sein Vater, Jacob Pfau (1783–1849), war Stadtrat von Winterthur und verwaltete als Amtmann das Spitalamt, das Armenamt und das Pfrundhaus. Ein Jahr vor seinem Tod löste Jacob Pfaus Rechnungsführung heftige Diskussionen aus. Ein Bürgerausschuss warf ihm vor, die Rechnung sei nicht so geführt, wie das erforderlich wäre und verlangte eine neue Rechnung. Von Unterschlagungen oder Amtsmissbrauch war allerdings keine Rede. Eher schien Pfau von seiner riesigen Aufgabe überfordert zu sein. Er blieb zwar Stadtrat, starb aber – möglicherweise aufgrund der Aufregung – ein knappes Jahr später auf der Jagd im Lindbergwald an einem Schlaganfall.

Sein Sohn Matthäus, der zwei Jahre später den Gedenkstein in den Lindbergwald setzen liess, verhandelte mit der Waldeigentümerin, der Holzkorporation Oberwinterthur. Diese erlaubte Pfau, «auf derjenigen Stelle in unserm Lindbergwald, so der sel. Herrn Amtmann Pfau, als er auf der Jagd gewesen, und dort an einem Schlagfluss starb, einen Denkstein hinstellen zu lassen».2

Die Korporation überliess Pfau-Geilinger zur Nutzung vorübergehend eine Fläche von 3000 Quadratfuss um den Stein herum sowie einen Fussweg. Allerdings nur für diesen Zweck und nur, falls Pfau Nachkommen hatte. Der Gedenkstein durfte bis zur nächsten Abholzung, also rund 80 Jahre, dort stehen bleiben, wobei die Nachkommen bei der nächsten Abholzung den Fortbestand beantragen konnten. Die Korporation behielt sich vor, Bäume und Gras um den Stein herum zu nutzen, Pfau-Geilinger hingegen durfte nach eigenem Gutdünken Bäume um den Stein herum anpflanzen. Die Korporation verpflichtete sich, «beste Sorgfalt» anzuwenden und den Wald um den Stein herum zu beobachten, lehnte aber bei einer Beschädigung des Steines durch Windwurf oder herabfallende Äste jede Verantwortung ab.

Matthäus Pfau-Geilinger gehörte 1862 zu den 13 Gründern einer Bank in Winterthur, die später zur Grossbank UBS wurde.3 Er kaufte 1864 die Kyburg und richtet dort das erste Schlossmuseum weitherum ein.4 1865 zog er sich aus der Politik zurück.

Einzelnachweise

  1. Ein Ofen der Familie Pfau steht zudem im Schloss Wülflingen und einer in der Mörsburg. ↩︎
  2. Auszug aus dem Protokoll der Holzkorporation Oberwinterthur 1851, Mitteilung Peter Niederhäuser vom 20.9.2013. ↩︎
  3. Knoepfli, Adrian (2012): UBS: Es begann in Winterthur. In: Der Landbote, Stadt Winterthur, 25.06.2012. ↩︎
  4. Mitteilung Peter Niederhäuser, 20.9.13 ↩︎

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