Noch bis ins 19. Jahrhundert bezogen die Winterthurerinnen und Winterthurer ihr Trinkwasser vorwiegend aus den über 100 Bergquellen rund um die Stadt, wobei es auch innerhalb der Stadtmauern und um sie herum einige Fassungen des Eulachgrundwasserstromes gab.
Ursprünglich gehörte das Wasser im Boden dem Grundbesitzer. Deshalb förderte die Stadt das Wasser für ihre Brunnen vorerst aus ihren eigenen Gütern, also hauptsächlich aus den Wäldern auf dem Eschenberg und dem Lindberg. Sie leitete es von den Quellen durch hölzerne Tüchel – auch Teuchel – in die Stadt. Solche Tüchel waren der Länge nach durchbohrte Stämme von Tannen, Föhren oder Lärchen. Das Forstamt war für die etwa fünf Meter langen Stämme verantwortlich und der Brunnenmeister für die Bohrungen. Weil die Quellen in trockenen Jahren rasch versiegten, die Wasserqualität häufig schlecht war und die Fördermenge für die wachsende Bevölkerung nicht mehr ausreichte, suchte die Stadt nach grösseren Wasservorkommen und fand diese in der Gemeinde Zell im Tösstal: 1869 erwarb sie eine Parzelle am Fusse des Buechrains und 1890 eine weitere im Gebiet Hornsäge.1
Diese beiden Gebiete sind – vergrössert und arrondiert – heute noch im Besitz der Stadt. Hier befinden sich die weitaus wichtigsten Grundwasservorkommen für die Wasserversorgung der Stadt Winterthur – darüber hinaus bilden die beiden Gebiete zusammen mit einigen kleineren Parzellen in der Umgebung das knapp 36 ha grosse Stadtwaldrevier Hornsäge. Weitere knapp 50 ha Kulturland in den Schutzzonen werden durch einen städtischen Pachtbetrieb biologisch bewirtschaftet.

Heute fördert die zentrale Wasserversorgung Winterthur knapp 11 Milliarden Liter Wasser pro Jahr und an Spitzentagen bis zu 40 Millionen Liter. Rund 97 Prozent davon stammt aus dem Tösstalgrundwasserstrom: 75 Prozent allein aus den Grundwassergebieten Hornsäge und Hornwiden2 und 22 Prozent aus den Grundwasserfassungen im Leisental. Der kleine Rest stammt aus Quellen bei Waltenstein.3 Im Hardholz existiert noch eine Grundwasserfassung, die in Notfällen die Versorgungssicherheit gewährleisten kann. Alle Trinkwasserfassungen – mit Ausnahme des Grundwasserpumpwerks Hornwiden – liegen in bewaldeten Gebieten und das geförderte Trinkwasser ist qualitativ so hervorragend, dass es nicht mehr aufbereitet werden muss.
Der Wald wirkt grundsätzlich positiv auf die Qualität des Grundwassers und damit auch unseres Trinkwassers. Ein gesunder Boden unter einem naturnahen Wald ist fein strukturiert und biologisch aktiv, hat viele Stoffe anziehende Teilchen wie Tonmineralien und Humus, ist bis in grössere Tiefen fein durchwurzelt und reinigt deshalb das Schnee- und Regenwasser besser als ein intensiv bewirtschafteter Wiesen- oder Ackerboden. Anders als in der Landwirtschaft dürfen in der Waldbewirtschaftung keine grundwassergefährdenden Stoffe wie Dünger oder Pestizide zum Einsatz kommen. Zudem können gesunde Waldböden in einem begrenzten Ausmass Schadstoffe aufnehmen. Allerdings hängt die Wirkung des Waldes auf das Grundwasser von verschiedenen Faktoren ab wie etwa Gesteinsuntergrund, Bewirtschaftungsart, Baumartenzusammensetzung, Begleitvegetation oder Bestandesalter. Laubwälder zum Beispiel beeinflussen das Sickerwasser positiver als Nadelbestände.4
Damit ein Waldboden seine Reinigungsfunktion erfüllen kann, muss er vor allem genügend mächtig sein. Deshalb müssen Quellen im Wald in ausreichender Tiefe gefasst werden. Andernfalls kann das Quellwasser noch Bakterien, Pilze oder Schadstoffe enthalten, wie das vor einigen Jahren auch in Winterthur der Fall war, als Forstbetrieb und Stadtwerk eine Reihe von Quellwasserbrunnen im Stadtwald sanieren mussten.