Wie Perlen reihen sich derzeit die wertvollsten Baumstämme an der Gullimoosstrasse im Eschenbergwald. In der Horizontalen, fein säuberlich nummeriert, vermessen und katalogisiert: 85 Kubikmeter Lärchenholz zum Beispiel und 25 Kubikmeter Nussbaum. 14 Kubikmeter Ulme und 12 Kubikmeter Douglasie. Insgesamt fast 460 Kubikmeter der wertvollsten Stämme aus dem Winterthurer Wald und aus der Umgebung – etwa je zur Hälfte Nadelhölzer und Laubhölzer. Sie warten auf Interessenten, die noch bis zum 3. Februar 2013 ein Kaufangebot unterbreiten können. Übers Internet und anonym. Der Käufer kann die Stämme vorher besichtigen, weiss aber nicht von wem und woher genau der Stamm stammt und der Verkäufer weiss nicht, wer wie viel bietet. Wer am meisten bietet, darf den Stamm seiner Begierde nach der Auktion abtransportieren.
Wertholzsubmission nennt sich diese Art von Holz-Versteigerung. Sie wird von der Holzverwertungsgenossenschaft (HVG) seit 2006 alljährlich an drei Orten durchgeführt: Der grösste Lagerplatz liegt in Winterthur, deutlich kleinere Lagerplätze in Regensdorf (ZH) mit 242 Kubikmetern Wertholz und Horw (LU) mit 181 Kubikmetern.
Unter all den wertvollen Hölzern erzielen Nussbaum, Eiche, Bergahorn oder Spitzahorn jeweils die Höchstpreise. Die Preisschwankungen sind schier unglaublich: 2008 beispielsweise bezahlten Käufer 835 Franken pro Kubikmeter Bergahorn, zwei Jahre später waren es sagenhafte 9001 Franken. Meist deutlich weniger begehrt sind Mehlbeerbaum, Robinie, Zypresse, Elsbeere oder Birke, die in den vergangenen Jahren allesamt schon um hundert Franken pro Kubikmeter über die Waldstrasse gingen.
Am vergangenen Samstag haben Stadtforstmeister Beat Kunz und drei Mitarbeiter des Winterthurer Forstbetriebs jeden einzelnen Stamm an der Gullimoosstrasse sorgfältig vermessen. Auf exakt 15,4 Meter Länge bringt es der längste Stamm – eine Föhre. Und den grössten Durchmesser besitzt eine prächtige Eiche: präzis 1,15 Meter dick ist ihr Stamm. Im Durchschnitt.
Wer konkret kauft sich im Eschenbergwald einen Baumstamm? «Furnierwerke zum Beispiel», sagt Beat Kunz, der auch Präsident der HGV ist. Aber auch Sägewerke, Schreiner, Drechsler, Musikinstrumentenbauer, Fassbauer oder Künstler. Die Käufer kämen aus der ganzen Schweiz und sogar aus dem benachbarten Ausland.
