Die Klimaerwärmung ist Realität: In Winterthur lag die jährliche Durchschnittstemperatur in den Jahren 1981–2010 bereits bei 8,7°C und damit um 0,8°C bis 0,9°C höher als noch in den Jahren 1961–1990. Gleichzeitig stieg die Zahl der Hitzetage mit Höchsttemperaturen von über 30°C um 5 bis 9, und die Anzahl der Sommertage mit Höchsttemperaturen von über 25°C nahm in dieser Zeit um 8 bis 10 zu.
In der Schweiz war in den vergangenen 25 Jahren im Durchschnitt kein Jahr mehr kühler als das langjährige Mittel der Periode 1961–1990. Als Ursache für die Klimaerwärmung gilt allgemein die Emission von Treibhausgasen durch Industrie und Landwirtschaft sowie Flugzeuge, Autos, Töffs und Lastwagen. Heute deutet alles darauf hin, dass diese Emissionen weiter zunehmen werden und damit die Erwärmung weitergeht.


Die Klimaerwärmung wird den Wald unserer Region verändern und sich negativ auf die Ökosystem-Leistungen unserer Wälder auswirken. Erste Folgen seien bereits spürbar, sagte Harald Bugmann, Professor für Waldökologie an der ETH Zürich, am diesjährigen Privatwaldkurs des Forstbetriebs Winterthur. Exotische Baumarten aus wärmeren Gebieten werden sich laut Bugmann bei uns ausbreiten und Extremereignisse wie Trockenheit, Stürme und Windwurf sowie Waldbrände zunehmen. «Das Klima verändert sich rasch und zukünftige Veränderungen werden rascher ablaufen», sagte Bugmann vor den rund 50 Privatwaldbesitzern. Der städtische Forstbetrieb organisiert jedes Jahr für alle Privatwaldeigentümerinnen und -eigentümer in Winterthur einen Privatwaldkurs. Der diesjährige Kurs fand am 17. Mai 2014 beim Forstwerkhof Töss am Fusse des Eschenbergs statt. Er diene dem Austausch und der Weiterbildung, sagte Stadtrat Matthias Gfeller in seiner Eröffnungsrede. Der Privatwaldkurs sei mittlerweile eine «liebgewonnene Tradition und ein Ausdruck der guten Zusammenarbeit zwischen Forstbetrieb und Privatwaldeigentümern», ergänzte Stadtforstmeister Beat Kunz. Drei Themen standen am diesjährigen Privatwaldkurs im Vordergrund:
- Klimawandel: Einheimische Baumarten und die Douglasie im Klimawandel
- Erste Hilfe: Praktische Tipps von Expertinnen des Samaritervereins Winterthur
- Arbeitssicherheit: «Profi» im eigenen Wald
Im Gebiet Meiengstell diskutierten Professor Harald Bugmann und Stadtforstmeister Beat Kunz mit den Kursteilnehmerin geeignete waldbauliche Strategien vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung. Angesichts des Klimawandels wird der Anbau der Fichte in unserer Region nämlich zunehmend zum Risiko. Gerade im Privatwald finden sich noch immer relativ grosse Fichtenbestände. Als Alternativen bieten sich die Weisstanne oder vereinzelt auch die wüchsige Douglasie an. Im Jahrhundertsommer 2003 zeigte sich die Douglasie in unserer Region in allen Altersklassen hitzeresistenter als die Fichte. Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Douglasie scheint also mit den künftig zu erwartenden Trockenjahren besser zurechtzukommen. Sie wirkt auch stärker der Bodenversauerung entgegen und trägt mit ihrer nährstoffreichen, gut abbaubaren Streu zu einer Verbesserung der Humusform bei. Allerdings ist die Douglasie in Grundwasserschutzgebieten nicht unproblematisch: Ihr Wasserbedarf ist höher als derjenige der Fichte, die Sickerwassermenge entsprechend geringer und die Nitratkonzentration im Bodensickerwasser deutlich höher.1 In Winterthur mischt der städtische Forstbetrieb heute schon auf geeigneten Flächen kleine Gruppen von Douglasien der Naturverjüngung bei – meistens einige Dutzend oder Hundert pro Jahr.2 Das Ziel der Forstwirtschaft muss es sein, die Weichen heute so zu stellen, dass der Wald auch in 50, 100 oder 150 Jahren seine Funktionen erfüllen kann. Das gelingt nur, wenn er sich möglichst gut an den Klimawandel anpassen kann. Die erfolgsversprechende Strategie scheint aus heutiger Sicht die Herstellung einer grossen Vielfalt an standortgerechten Baumarten und geeigneten Waldstrukturen zu sein.
Literaturtipps
- Jandl Robert, Gschwantner Thomas & Zimmermann Niklaus (2012): Die künftige Verbreitung der Baumarten im Simulationsmodell. In: BFW-Praxisinformation. Nr. 30, S. 9-12.
- Schüler Silvio & Jandl Robert (2013): Managementstrategien zur Anpassung von Wäldern im Alpenraum an Klimawandel-Risiken. In: BFW-Praxisinformation, Nr. 30, S. 3-4.
- Schüler Silvio, Züger Johann, Gebetsroither Ernst, Jandl Robert (2012): Wald im Klimawandel: Temperaturanstieg und sonst? BFW-Praxisinformation, Nr. 30, S. 5-8.
- Jandl Robert & Schüler Silvio (2013): Anpassung der Waldbewirtschaftung an den Klimawandel. BFW-Praxisinformation, Nr. 30, S. 29-30.
Wald und Klimawandel

Die waldbaulichen Empfehlungen Wald und Klimawandel des Zürcher Forstdienstes konzentrieren sich auf die Stärkung von Vitalität und Stabilität sowie die Verbesserung von Vielfalt, Naturnähe und Qualität. Damit wird die (Über-) Lebensfähigkeit der Einzelbäume und der Bestände begünstigt. Die Methoden, um dies zu erreichen, sind: Förderung der Widerstandskraft der Bäume mittels naturnahem Waldbau, Schaffung von Wäldern mit standortgemässer Bestockung und hohem Mischungsgrad, Verhinderung von Austrocknung und Verdichtung des Bodens.
Weitere Informationen
- Bundesamt für Umwelt: Anpassung an den Klimawandel
- Zürcher Wald: Waldbau in Zeiten der Klimaveränderung