Bienen-Ragwurz

Die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) ist eine Trockenpflanze aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae). Sie blüht von Mai bis Juni und gedeiht am besten an schattigen Standorten auf mässig trockenen, basischen, nährstoffarmen Böden mit stark wechselnder Feuchtigkeit.

Merkmale

Die Gewöhnliche Bienen-Ragwurz erreicht eine Höhe von 20 bis 40 cm, seltener auch bis 50 cm.

Am langgestreckten Blütenstand bildet sie nur wenige, aber sehr formenreiche Blüten aus – in der Regel 3 bis 10 an der Zahl – , deren Perigonblätter rosa oder weiss sind und in der Mitte einen grünen Blattnerv aufweisen. Die dreilappige, dunkelbraune Lippe ist hell gemustert, nach vorne gewölbt und samtig. Unten finden sich rückwärts gerichtete, gelbgrüne Anhängsel. Die beiden Seitenlappen sind gelb behaart.

Die grundständigen Blätter, 2 bis 4 an der Zahl, treiben bereits im Herbst aus und umhüllen den Stängel.

Vorkommen

Die Bienen-Ragwurz kommt in kalkhaltigen Mager- oder Trockenwiesen und lichten Föhrenwäldern vor.

In der Schweiz ist die Bienen-Ragwurz selten und kommt nur zerstreut vor, hauptsächlich im Jura und in Teilen des Mittellandes.

Im Kanton Zürich ist sie wegen des Verlustes vieler Magerwiesen wohl stark zurückgegangen und heute nur noch selten anzutreffen – auch in Winterthur. Immerhin kommt sie im Kanton in verschiedenen Formen und Varietäten vor.

Schutz

Im Schweizer Mittelland, im Jura und an der Alpennordflanke ist die Bienen-Ragwurz gefährdet, in den westlichen Zentralalpen stark gefährdet, in den östlichen Zentralalpen vom Aussterben bedroht und an der Alpensüdflanke ausgestorben.

Die Bienen-Ragwurz ist auf der Roten Liste der
gefährdeten Gefässpflanzen der Schweiz und
landesweit vollständig geschützt!1

Ökologie

Die Bienen-Ragwurz gehört wie alle Ragwurz-Arten zu den so genannten Sexualtäuschblumen. Diese Arten sind blütenbiologisch sehr interessant. Die Lippen ähneln in gewissen Merkmalen weiblichen Hautflüglern – vor allem Bienen. Sie locken Männchen derselben Art an, die dann beim Besuch der Blüte versuchen, das «Weibchen» zu begatten. Dabei nehmen Sie Pollen auf und tragen ihn zum nächsten «Weibchen».2

Allerdings ist Insektenbestäubung eher die Ausnahme als die Regel:

Die Blüten der Bienen-Ragwurz werden nur selten von Insekten fremdbestäubt. In der Regel kommt es zur Selbstbestäubung. Dabei krümmen sich die Pollinienstiele nach unten und bringen so die Pollinien mit der Narbe in Berührung. Dies ist bei den Orchideen sehr selten, denn meist beruht hier die Fortpflanzung auf Fremdbestäubung.3

Die Pflanze überwintert als Knollen unter der Erdoberfläche.

Quellen

Literatur

  • Baltisberger, M., Nyffeler, R., & Widmer, A. (2013): Systematische Botanik. Einheimische Farn- und Samenpflanzen. vdf Hochschulverlag AG, Zürich. 378 S.
  • Bornand, C., Gygax, A., Juillerat, P., Jutzi, M., Möhl, A., Rometsch, S., Sager, L., Santiago, H., & Eggenberg, S. (2016): Rote Liste Gefässpflanzen. Gefährdete Arten der Schweiz. Bundesamt für Umwelt, Bern und Info Flora, Genf. 178 S.
  • Lauber, K., Wagner, G., & Gygax, A. (2012): Flora Helvetica (5. Aufl.). Haupt Verlag, Bern. 1656 S.
  • Spohn, M., Aichele, D., Marianne, G.-B., & Spohn, R. (2008): Was blüht denn da? Sicher nach Farbe bestimmen. Extra: Bäume, Stäucher, Gräser. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart. 492 S.
  • Wohlgemuth, T., Fabbro, C. D., Keel, A., Kessler, M., & Nobis, M. P. (2020): Flora des Kantons Zürich. Haupt Verlag, Bern. 1300 S.

Links

  • Ophrys apifera Huds. In: Info Flora – Das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Info Flora ist eine gemeinnützige, privatrechtliche Stiftung zur Dokumentation und Förderung der Wildpflanzen in der Schweiz. Abgerufen am: 6. Juni 2020 von https://www.infoflora.ch/de/flora/ophrys-apifera.html
  • AGEO. (2020): Ophrys apifera. Abgerufen am 2. Juni 2020 von https://www.ageo.ch/ageo_orchideen.php?page=apifera.
  • Bienen-Ragwurz In: Wikipedia, die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 24. März 2020. Zuletzt abgerufen am 2. Juni 2020 von https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bienen-Ragwurz&oldid=198069393

Einzelnachweise

  1. Bornand et al., 2016
  2. Baltisberger et al., 2013, S.112
  3. Wikipedia, 2020
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