In der ersten März-Woche 2013 war es wieder soweit: Die Lufttemperatur stieg nachts erstmals seit Mitte Februar einige Grade über 0˚C. Das war der Startschuss für die Frühjahrswanderung des Grasfrosches. Er macht sich jeweils im Frühjahr als erster Froschlurch in der Schweiz auf den Weg zum Laichgewässer. Dorthin, wo er einst selber erstmals an Land ging.
Lebensraum des Grasfrosches
In flachen Tümpeln und Weihern, die sich rasch erwärmen und selten austrocknen, versammeln sich die Grasfrösche im Frühling zu Dutzenden oder zu Hunderten. In Winterthur kann der etwa sieben bis neun Zentimeter grosse Grasfrosch an zahlreichen Standorten beobachtet werden – zum Beispiel in der Umgebung eines der vielen Waldbiotope im Eschenbergwald, im Lindbergwald, im Seemer Tobel oder im Totentäli. Oder auch an den Dättnauer Weihern, einem Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung, lassen sich die ankommenden Grasfrösche sehr leicht beobachten.
Stimme
Die Männchen mit ihren hellen Kehlen warten in Heerscharen auf die Weibchen, strecken deutlich sichtbar ihre Köpfe aus dem Wasser und «brummen». Das «Lied» des Grasfrosches ist ein dumpfes Murren oder Brummen, ziemlich leise, von weitem wie fernes Motorengesurre.1
Fortpflanzung
Die Männchen sind gegenüber den Weibchen deutlich in der Überzahl. Auf ein Grasfroschweibchen kommen mehrere -männchen. Ganz eifrige Grasfroschmännchen hüpfen den neu ankommenden Weibchen entgegen. Reflexartig besteigen sie die Weibchen und umklammern diese mit den kräftigen Vorderbeinen. Den Rückweg zum Weiher absolvieren sie dann als Huckepack auf dem Rücken der Weibchen. Innerhalb von kurzer Zeit laicht explosionsartig fast die ganze Grasfroschpopulation. Nach wenigen Tagen ist der Spuk vorbei. Nach der Paarung verlassen die Grasfrösche das Wasser und leben bis zum nächsten Jahr im Wald und auf feuchten Wiesen.2
Fehlpaarung
Der Paarungstrieb der Grasfrosch-Männchen ist bisweilen so stark ausgeprägt, dass diese auch zufällig angetroffene Erdkröten besteigen und sie nicht mehr loslassen.
Laich
Zurück bleiben oft riesige Mengen von Laichballen mit etwa 2000 Eiern3. Der Laich liegt meist an seichten Stellen an der Wasseroberfläche. Etwa 90% der Laichballen wurden in einer Tiefe von fünf bis zehn Zentimeter und etwa 10% in einer Tiefe von zehn bis zwanzig Zentimeter abgelegt.4 Die oben schwarzen, unten grauweissen Eier sind von einer Gallerthülle umgeben und somit vor Austrocknung geschützt. Diese Hülle quillt erst innerhalb des ersten Tages zu ihrer vollen Grösse auf (Jörg 2003).
Überwinterung
Laich und Kaulquappen bilden im Frühjahr die Hauptnahrung für räuberisch lebenden Tiere im und am Weiher.5 Im Juni verlassen die jungen Frösche das Wasser und leben bis zum Wintereinbruch an Land. Grasfrösche können in der Natur bis zu zehn Jahre alt werden. Sie überwintern im Bodenschlamm von Weihern, zum Teil auch an Land, aber auch in unterirdischen Wasserläufen.6
Bildergalerie
Weitere Informationen
- Wo du jetzt dem Grasfrosch begegnen wirst | Mit dem Einsetzen des Tauwetters beginnt für den Grasfrosch die Frühjahrswanderung. Jetzt kennt der Grasfrosch nur noch ein Ziel – den Weiher in Wald und Feld. Sein Laichgewässer, stehend oder leicht fliessend. Bilder aus dem Seemer Tobel und den Dättnauer Weihern.
- Amphibienarten der Schweiz | Zusammenstellung und Beschreibung der Amphibienarten der Schweiz durch die Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch).
- Froschnetz | Zahlreiche Informationen über Biologie, Lebensräume und Gefährdung von Fröschen, Kröten, Molchen und andere Amphibien der Schweiz. Ein Arten-Katalog mit ausführlichen Beschreibungen ergänzt das umfassende Angebot.
- Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz | Die Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch) ist Auskunfts- und Dokumentationsstelle für nationale, kantonale und kommunale Ämter, für Naturschutzorganisationen und für Privatpersonen.
- Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz: Amphibien | Von den 20 Amphibienarten der Schweiz stehen 14 auf der Roten Liste, und eine Art, der Wasserfrosch, ist potenziell gefährdet.
Einzelnachweise
- Brodmann Peter (1985): Die Amphibien der Schweiz. Veröffentlichungen aus dem Naturhistorischen Museum Basel ↩︎
- ebd. ↩︎
- ebd. ↩︎
- Jörg Erwin (2003): Der Grasfrosch (Rana temporaria temporaria). Eine Feldarbeit. https://www.erwinjoerg.ch ↩︎
- Brodmann Peter (1985): Die Amphibien der Schweiz. Veröffentlichungen aus dem Naturhistorischen Museum Basel ↩︎
- ebd. ↩︎
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