Charakteristische Arten der Wald-Krautschicht

  1. Echter Wurmfarn (Dryopteris filix-mas, Familie Tüpfelfarne) 50–120 cm hoch; Fiederchenunterseiten beidseits des Mittelnervs mit Sporenkapseln-Häufchen
  2. Winterschachtelhalm (Equisetum hiemale, Familie Schachtelhalme) 30–90 cm hoch, meist astlos; wintergrün, rauh; gleichartige fruchtbare und unfruchtbare Sprosse
  3. Nickendes Perlgras (Melica nutans, Familie Gräser) 30–50 cm hoch, zierlich, Blütenährchen wie Perlen hintereinander aufgereiht und leicht hängend
  4. Bärlauch (Allium ursinum, Familie Liliengewächse) 15–30 cm hoch, ausdauernd, grosse Blätter, schneeweisse Blüten; riecht stark nach Knoblauch
  5. Schattenblümchen (Majanthemum bifolium, Familie Liliengewächse) 5–15cm hoch, 2 tief herzförmige Blätter, aufrechter Blütenstand mit weissen, sternförmigen Blüten
  6. Vielblütiger Salomonssiegel (Polygonatum multiflorum, Liliengewächse) 30–70 cm hoch, grünlichweisse Blüten zu 2–5 an kurzen Stielen, dickes Rhizom mit Stengelnarben
  7. Einbeere (Paris quadrifolia, Familie Liliengewächse) 10–30 cm hoch, 1 endständige grünliche Blüte, Fruchtknoten und Frucht glänzend blauschwarz
  8. Buschwindröschen (Anemone nemorosa, Fam. Hahnenfussgewächse)Blüten weiss oder rot
  9. Scharbockskraut (Ranunculus ficaria, Familie Hahnenfussgewächse) 5–15 cm hoch, rasenbildend; glänzend goldgelbe Blüten; in oberen Blattachseln oft Brutknospen
  10. Frühlingsplatterbse (Lathyrus vernus, Familie Schmetterlingsblütler) 10–30 cm hoch, zuerst rote, dann blaue Blüten, Blätter ohne Ranken, platte Früchte
  1. Sauerklee (Oxalis acetosella, Familie Sauerkleegewächse) 5–15 cm hoch, lichtempfindliche Schattenpflanze; Blüten weiss, rötlich geadert; Schlafstellung der Blätter
  2. Bingelkraut (Mercurialis perennis, Familie Wolfsmilchgewächse) 15–30 cm hoch, zweihäusig (Abb. zeigt weibl. Pfl. mit Früchten); Blüten unscheinbar, grün; häufig
  3. Waldveilchen (Viola silvestris, Familie Veilchengewächse) Blüten violett, geruchlos
  4. Hexenkraut (Circaea lutetiana, Familie Nachtkerzengewächse) 20–50 cm hoch, schmächtig; Blüten klein, rötlichweiss; Früchte 3 mm, mit Hakenborsten, klettend
  5. Wald-Schlüsselblume (Primula elatior, Fam. Schlüsselblumengewächse),Blüten schwefelgelb
  6. Kleines Immergrün (Vinca minor, Fam. Hundsgiftgewächse)Blüten hellblau, Blätter immergrün
  7. Lungenkraut (Pulmonaria officinalis, Familie Boretschgewächse) 15–30 cm hoch, rauhhaarig; Blüten erst rosarot, dann blauviolett; Blätter gross, oft weiss gefleckt
  8. Goldnessel (Lamium galeobdolon, Familie Lippenblütler) 15–45 cm hoch; Blüten gelb, in 2–3 übereinanderliegenden 6-blütigen Scheinquirlen; wintergrün
  9. Wald-Ziest (Stachys silvatica, Familie Lippenblütler) 30–100 cm, Stengel hohl, rauhhaarig; Blüten dunkelpurpurn, in Scheinquirlen; riecht schlecht
  10. Klebrige Salbei (Salvia glutinosa, Familie Lippenblütler) 50–120 cm hoch; Blüten schwefelgelb, braun punktiert, 3–4 cm lang, klebrig wie Stengeloberteil
  11. Tollkirsche (Atropa belladonna, Familie Nachtschattengewächse) 60–150 cm hohe , in allen Teilen giftige Staude; kirschengrosse, schwarze Beere; Blätter bis 15 cm
  12. Waldmeister (Asperula odorata, Familie Krappgewächse) 5–25 cm; Blüten sehr klein, weiss, in verzweigter Trugdolde; Pflanze duftet stark nach Kumarin
  13. Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum, Fam. Glockenblumengewächse) 20–60 cm hoch; dichte Blütenähre mit gelblichweissen, kleine Blüten; rübenförmiger Wurzelstock

GeschĂĽtzte Pflanzen des Waldes

  1. Aronstab (Arum maculatum, Familie Aronstabgewächse) 15–30 cm hoch; Blütenkolben violettbraun, übelriechend, umhüllt von blass-grüner Blütenscheide
  2. Türkenbund (Lilium martagon, Familie Liliengewächse) 30–100 cm hoch; Blüten hellpurpurrot, dunkler gefleckt; mittlere Blätter quirlig zusammengedrängt
  3. Maiglöcklein, Maierysli (Convallaria majalis, Familie Liliengewächse) 10–20 cm hoch; Blüten: wohlriechende, weisse Glöcklein; Blätter umschliessen sich scheidenartig
  4. Frauenschuh (Cypripedium caceolus, Familie Orchideen) 15–45 cm; Lippe gelb, schuhartig aufgeblasen, 4 kreuzweise abstehende, dunkelrote Blütenhüllblätter
  5. Purpurknabenkraut (Orchis purpurea, Familie Orchideen) 30–75 cm hoch; bis 15 cm lange Blütenähre, Blüten mit weisser Lippe und purpurnen Hüllblättern
  6. Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii, Familie Orchideen) 20–50 cm; Blüten hellviolett, selten weiss; Blätter meist schwarzbräunlich gefleckt; Stengel markig. Zwei weitere Knabenkräuter haben eine gewisse Ähnlichkeit:
    • Männliches Knabenkraut (O. mascula): lockere BlĂĽtenähre, BlĂĽten purpurn mit kräftigem Sporn
    • Breitblättriges Knabenkraut (D. majalis): BlĂĽten purpurn; Stengel hohl, oben nicht selten violett
  1. Grünliches Breitkölbchen (Platanthera chlorantha, Familie Orchideen) 20–50 cm hoch; zierlich; lockerer Blütenstand, Blüten weiss mit langem, nektargefülltem Sporn zum Verwechseln ähnlich: Zweiblättriges Breitkölbchen (Platanthera bifolia)
  2. Braunrote Sumpfwurz (Epipactis atrorubens, Familie Orchideen) 20–50 cm hoch; Blüten rotbraun, wohlriechend, vorderes Lippenglied mit faltig-krausen Höckern. Ähnlich sind 2 weitere Sumpfwurzarten:
    • Breitblättrige S. (E. helleborine): BlĂĽten ziemlich gross, grĂĽnlich, oft rot ĂĽberlaufen, weit geöffnet
    • Violettrote S. (E. purpurata): Pflanze violett ĂĽberlaufen; BlĂĽten gross, sich berĂĽhrend
  3. Wiesen-Zweiblatt (Listera ovata, Familie Orchideen) 20–50 cm hoch; Blüten grün, bandförmige Lippe; 2 gegenständige, grosse Blätter; recht häufig
  4. Weisses Waldvögelein (Cephalanthera damasonium, Familie Orchideen) 20–50 cm hoch; Blüten gelblich-weiss, öffnen sich kaum; Stengel hin- und hergebogen; ziemlich häufig
  5. Langblättriges Waldvögelein (Cephalanthera longifolia, Fam. Orchideen) 20–50 cm hoch; Blüten reinweiss mit spitzen äusseren Blütenhüllblättern; schlanker Stengel
  • Rotes Waldvögelein (Cephalanthera rubra, Familie Orchideen) 20–50 cm hoch; BlĂĽten prächtig, gross, rosarot, weit offen, Lippe vogelschnabelartig zugespitzt
  • Vogelnestwurz (Neottia nidus-avis, Familie Orchideen) 15–30 cm hoch; ganze Pflanze ohne BlattgrĂĽn, bleich gelblichbraun; reichblĂĽtig, BlĂĽten mittelgross
  • Gewöhnliche Akelei, Narrenkappe (Aquilegia vulgaris, Familie Hahnenfussgewächse) 30–80 cm hoch; 3–10 blauviolette, grosse BlĂĽten an langen Stielen, fĂĽllhornartiger Sporn mit Nektar
  • Wald-Geissbart (Aruncus dioecus, Familie Rosengewächse) 80–150 cm; zweihäusig, BlĂĽtenstände bis 50 cm; männliche ĂĽppiger, gelblichweiss; weibliche rein weiss
  • Seidelbast, Zilander (Daphne mezerum, Familie Seidelbastgewächse) 30–120 cm hoch; BlĂĽten rosa, wohlriechend, blĂĽhen im März-April; Blätter erscheinen erst nachher
  • Immenblatt (Melittis melissophyllum, Familie LippenblĂĽtler) 20–40 cm hoch; BlĂĽten 3–4 cm gross, rosarot oder weiss oder gescheckt, zu 1–5 in Blattachseln

Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass eine überwiegend grosse Zahl der geschützten Pflanzen zu den Orchideen gehört. Sie stellen an den Lebensraum, insbesondere an den Boden, eine ganze Reihe von Bedingungen. Der gesunde Wald ist für sie ein wahres Refugium.

Orchideen

Weitere geschĂĽtzte Pflanzen des Waldes

Monografien von FrĂĽhjahrespflanzen des Waldes

 deutschlateinischFamilie
AronstabArum maculatumAraceae
BärlauchAllium ursinumLiliaceae
Ausdauerndes BingelkrautMercurialis perennisEuphorbiaceae
BrunnenkresseNasturtium officinaleBrassicaceae
BuschwindröschenAnemone nemorosaRanunculaceae
EinbeereParis quadrifoliaLiliaceae
FrauenschuhCypripedium caceolusOrchidaceae
GoldnesselLamiastrum galeobdolonLamiaceae
Kriechender GĂĽnselAjuga reptansLamiaceae
GundelrebeGlechoma hederaceaLamiaceae
HaselwurzAsarum europaeumAristolochiaceae
HerbstzeitloseColchium autumnaleLiliaceae
HuflattichTussilago farfaraAsteraceae
Kleines ImmergrĂĽnVinca minorApocynaceae
Manns-KnabenkrautOrchis masculaOrchidaceae
KnoblauchraukeAllaria petiolataBrassicaceae
KĂĽchenschellePulsatilla vulgarisRanunculaceae
LeberblĂĽmchenHepatica nobilisRanunculaceae
Hohler LerchenspornCorydalis cavaFumariaceae
LungenkrautPulmonaria officinalisBoraginaceae
MaieriesliConvallaria majalisLiliaceae
Speise-MorchelMorchella esculentaMorchellaceae
Bach-NelkenwurzGeum rivaleRosaceae
NestwurzNeottia nidus-avisOrchidaceae
Nickendes PerlgrasMelica nutansPoaceae
Weisse PestwurzPetatites albusAsteraceae
FrĂĽhlings-PlatterbseLathyrus vernusFabaceae
Ährige RapunzelPhyteuma spicatumCampanulaceae
RuprechtskrautGeranium robertianumGeraniaceae
VielblĂĽtiger SalomonssiegelPolygonatum multiflorumLiliaceae
Wald-SauerkleeOxalis acetosellaOxalidaceae
Wald-SchachtelhalmEquisetum silvaticumEquisetaceae
Winter-SchachtelhalmEquisetum hiemaleEquisetaceae
Riesen-SchachtelhalmEquisetum telmateiaEquisetaceae
ScharbockskrautRanunculus ficariaRanunculaceae
Bitteres SchaumkrautCardamine amaraBrassicaceae
Wald-SchlĂĽsselblumePrimula elatiorPrimulaceae
Wiesen-SchlĂĽsselblumePrimula verisPrimulaceae
SchuppenwurzLathraea squamariaScrophulariaceae
SeidelbastDaphne mezerumThymelaeaceae
SumpfdotterblumeCaltha palustrisRanunculaceae|
Gefleckte TaubnesselLamium maculatumLamiaceae
TollkirscheAtropa belladonnaSolanaceae
TĂĽrkenbundLilium martagonLiliaceae
Wald-VeilchenViola reichenbachianaViolaceae
Wiesen-WachtelweizenMelampyrum pratenseScrophulariaceae
WaldmeisterGalium odoratumRubiaceae
Rote WaldnelkeSilene dioicaCaryophyllaceae
Weisses WaldvögeleinCephalanthera damasoniumOrchidaceae
WinterlingEranthis hiemalisRanunculaceae
Mandelblättrige WolfsmilchEuphorbia amygdaloidesEuphorbiaceae
SĂĽsse WolfsmilchEuphorbia dulcisEuphorbiaceae
Zypressen-WolfsmilchEuphorbia cyparissiasEuphorbiaceae
Grosses ZweiblattListera ovataOrchidaceae

Gefleckter Aronstab

Arum maculatum, Familie Araceae (Aronstabgewächse)

  • Die Blätter erscheinen in warmen Wintern schon im Januar. Die 20–50 cm hohe Pflanze blĂĽht normalerweise im April und Mai.
  • Unsere Form hat entgegen dem Namen keine schwarz gefleckten Blätter. Obwohl einkeimblättrig, netznervige und lang gestielte Blätter.
  • Name erinnert an den BlĂĽten treibenden und FrĂĽchte bildenden Stab des Hohepriesters Aron: Sein «Mandelbaumstab» schlug aus, was als Mahnzeichen fĂĽr die Widerspenstigen gegen Gott gedeutet wurde (4. Mose, Kap. 17).
  • Sprossknolle ist Speicherorgan und enthält bis zu 70% Stärke. Sie wird jährlich aus der Stengelbasis gebildet und durch Zugwurzeln in die Tiefe gezogen.
  • Alle Teile sind im frischen Zustand stark giftig. Rehe fressen nur Hochblatt und Kolben, wenn sie verblĂĽht sind. Gelegentlich beim Weidevieh tödliche Vergiftungen, wenn sie die grossen Blätter fressen. Bei Kindern fĂĽhren die roten, sĂĽss schmeckenden Beeren immer wieder zu Vergiftungen, selbst beim BerĂĽhren der Pflanze kann es zu Hautrötung und EntzĂĽndungen kommen.
  • Inhaltsstoffe: Aroin, Nicotin, Amine und Mengen von Calciumoxalat-Kristallen. Letztere verletzen Schleimhäute und ermöglichen Eindringen der Giftstoffe.
  • Der stärkereiche Kolben produziert reichlich Wärme, dass seine Basis bis auf 30° aufgeheizt wird. In kalten FrĂĽhlingsnächten kann die Temperatur im Kessel um 16° höher sein als draussen. Mit der Wärme können die harnartig riechenden Amine doppelt so schnell abgegeben werden, und so können mehr Bestäuber (SchmetterlingsmĂĽcke Psychoda) angelockt werden, die auf dem mit Ă–ltröpfchen glitschig gemachten Hochblatt abrutschen und durch die «Reusenhaare» in den Kessel fallen. Grössere Insekten finden wegen des Sperrkranzes keinen Zutritt.
  • Die weiblichen BlĂĽten sondern an den Narbenspitzen Nektartropfen ab, an denen der mitgebrachte Pollen hängenbleibt. Zugleich dient er als Nahrung und zur Erzeugung einer hohen Luftfeuchtigkeit, was fĂĽr die Insekten lebenswichtig ist.
  • Nach der Bestäubung öffnen sich im Laufe der Nacht die ĂĽber den weiblichen BlĂĽten liegenden Staubbeutel und bepudern die SchmetterlingsmĂĽcken, die im Laufe des nächsten Tages die Kesselfalle ĂĽber den schlaffen Helm verlassen können, um eine weitere, eben aufgehende, BlĂĽte anzufliegen.
  • Die Knollen wurden frĂĽher geröstet und gegessen. Im Volksglauben sollen die Kolben als «Phallussymbole» die Potenz steigern und den Nachwuchs sichern.

Bärlauch

Allium ursinum, Familie Liliaceae (Liliengewächse)

  • 15–30 cm hohe Pflanze mit grossen, maiglöckchenartigen Blättern; gedeiht nur in halbschattigen, feuchten Laubwäldern und in Auen; blĂĽht im April und Mai und bedeckt den Waldboden meist in riesigen Flecken.
  • Die weissen, zu einer Scheindolde gehäuften BlĂĽten werden bis zu ihrer Entfaltung von einer häutigen, aus Hochblättern gebildeten Scheide umhĂĽllt. Die Blattachseln besitzen keine Brutzwiebeln.
  • Die Pflanze besitzt ätherische Ă–le mit schwefelhaltigen Kohlenwasserstoffen, die einen ähnlichen Geruch wie Knoblauch verursachen. Man riecht den Bärlauch schon von weitem.
  • Als Speicherorgan dient die längliche, schlanke Schalenzwiebel.
  • Enthält keine giftige Stoffe; frische Blätter eignen sich als GemĂĽse, Salat oder GewĂĽrz und werden in der Volksheilkunde gegen Bluthochdruck, Arterienverkalkung, Hautausschläge, Darm- und Leberstörungen und gegen Husten verwendet.
  • Sogar Bären (Artname ursinum kommt von lat. ursus = Bär) sollen sich nach ihrem Winterschlaf mit den Blättern purgieren.

Ausdauerndes Bingelkraut

Mercurialis perennis, Familie Euphorbiaceae (Wolfsmilchgewächse)

  • Eine der häufigsten Pflanzen der Waldbodenkrautschicht; Rhizom als Speicherorgan. 15–35 cm hoch; blĂĽht im März und April.
  • Ohne Milchsaft, obwohl Wolfsmilchart; trotzdem giftig durch Saponine u.a.
  • Streng zweihäusig; BlĂĽten in blattachselständigen, ährigen Knäueln; stinken wegen der darin enthaltenen Amine; Windbestäubung.
  • Männliche BlĂĽten: «Explosionstyp», Kelchblätter mit innerem Schwellgewebe, bei plötzlicher Ă–ffnung reissen die Staubbeutel ab und werden fortgeschleudert. M. annua besitzt pro Pflanze 1.3 Milliarden Pollenkörner.
  • FrĂĽchte: Kapseln öffnen sich wie bei Euphorbia nach dem Austrocknen durch einen «Stossmechanismus», wobei die Samen bis 4 m weit fortgeschleudert werden. Ameisen besorgen die weitere Verbreitung der Samen.
  • Samenentwicklung auch bei ausbleibender Bestäubung möglich.
  • Reiche vegetative Vermehrung durch verzweigte Ausläufer. Dadurch werden männliche und weibliche Pflanzen oft weit voneinander getrennt.
  • Beim Trocknen nimmt die Pflanze gewöhnlich durch Bildung von Indigo einen blau-schwarzen Metallglanz an. Daher war die Pflanze im Mittelalter Bestandteil des «Steins der Weisen», von dem man annahm, mit seiner Hilfe Quecksilber (= lat. mercurium; Artname!) in Silber und Gold umwandeln zu können.

Brunnenkresse

Nasturtium officinale, Familie Brassicaceae (KreuzblĂĽtler)

  • 30–80 cm hohe, saftreiche Sumpf- oder Wasserpflanze mit hohlem Stengel und gefiederten, kahlen Blättern, die im Winter grĂĽn bleiben.
  • blĂĽht Ende Mai bis September mit nur 5 mm grossen, weissen Kronblättern und gelben Staubbeuteln.
  • Verwechslungsmöglichkeit mit dem oft an den gleichen Standorten wachsenden Bitteren Schaumkraut (Cardamine amara), das aber einen markigen Stengel und violette Staubbeutel hat.
  • Enthält Senföle, ätherische Ă–le, einen Bitterstoff und reichlich Vitamin C.
  • Seit altersher als Salat und GemĂĽse gegessen (Vitamin C); wird aber wegen des scharfen Geschmacks mit andern WildgemĂĽsen gemischt. Gelegentlich wird die Brunnenkresse in Wasserbecken kultiviert.
  • In der Volksheilkunde zusammen mit dem Bitteren Schaumkraut verwendet, und zwar wegen der stoffwechselfördernden und harntreibenden Wirkung, z.B. bei rheumatischen Erkrankungen.

Buschwindröschen

Anemone nemorosa, Familie Ranunculaceae (Hahnenfussgewächse)

  • 7–25 cm hohe, im März bis April blĂĽhende Pflanze. Wenn man sie pflĂĽckt, verwelkt sie sehr schnell. Die Blätter haben keinen Verdunstungsschutz.
  • Vorratsspeicherung in einem kriechenden Rhizom.
  • Stengel mit 3 Hochblättern als BlĂĽtenknospenschutz und zur Assimilation.
  • Giftig: Protoanemonin wurde frĂĽher als Pfeilgift verwendet.
  • Die 6 (–8) BlĂĽtenhĂĽllblätter sind weiss, weil das Licht an den Grenzflächen zwischen den Zellen und den luftgefĂĽllten Interzellularräumen total reflektiert wird. Gelegentlich sind die BlĂĽten rosa ĂĽberlaufen.
  • Die BlĂĽten sind nachts und bei niederen Temperaturen verschlossen. Beim Schliessen wächst die BlĂĽtenaussenseite schneller als die Innenseite.
  • Bestäuber: verschiedene Insektenarten.
  • FrĂĽchte: zahlreiche freie Fruchtknoten, die sich zu je einem einsamigen NĂĽsschen entwickeln. Verbreitung durch Ameisen, obwohl Ă–lkörperanhängsel fehlen.

Einbeere

Paris quadrifolia, Familie Liliaceae (Liliengewächse)

  • 15–30 cm hoher Mullbodenwurzler mit Wurzelpilz; blĂĽht im April und Mai.
  • Von den meisten Einkeimblättrigen durch die Netznervatur der Blätter und die Vierzähligkeit der BlĂĽten abweichend. Meistens 4, gelegentlich aber auch 3, 5 oder 6 Blätter.
  • Entfaltet ihre Blätter vor dem Austreiben der Rotbuche, stellt sie waagrecht und fängt so möglichst alles zur VerfĂĽgung stehende Licht ein.
  • Vorweiblich: Die bogig auseinandergespreizten Narben sind sofort empfängnisbereit, die Staubbeutel reifen erst Tage später. Pollen kaum klebrig; wird teilweise auch durch den Wind verbreitet. Bei ausbleibender Fremdbestäubung erfolgt Selbstbestäubung durch Anlegen der Staubbeutel an die Narben.
  • Angeblich Fliegentäuschblume: der dunkle Fruchtknoten soll Fleisch vortäuschen; Fliegen sehen aber nur schwarz-weiss. Hauptbestäuber: Kotfliege Scathophaga merderia.
  • Giftig in allen Teilen, besonders in den Beeren; Giftwirkung fĂĽr Säuger nur schwach, das Rhizom soll aber fĂĽr Gliedertiere und Fische tödlich giftig sein.
  • Volksmedizin: ganze Pflanze mit Rhizom frĂĽher Mittel gegen ansteckende Krankheiten, darum der zusätzliche Name Pestbeere.

Frauenschuh

Cypripedium caceolus, Familie Orchidaceae

Wachstum

Frauenschuhsamen sind sehr klein (1,3 mm lang und 0,26 mm breit), enthalten praktisch keine Nährstoffe und können nur mit Hilfe eines bestimmten Wurzelpilzes keimen. Diese Pilze sind auch während der nächsten Jahre unbedingt notwendig, damit die Pflanze wachsen kann. Erst vier Jahre nach der Keimung treibt der Frauenschuh die ersten Blätter, und weitere zwölf Jahre müssen verstreichen, bis die Pflanze zum ersten Mal blüht.

Bestäubung

Mit der auffallenden Farbe und einem diskreten Duft zieht er Honigbienen, Erdbienen, Hummeln, Fliegen und Käfer an. Viele rutschen nach der Landung auf der schuhartigen Lippe durch das recht grosse, glattrandige Loch ins Innere und sind zunächst einmal gefangen. Honigbienen, Hummeln und grosse Käfer können sich nach vielen Versuchen wieder durch den Eingang befreien oder zappeln derart stark, dass der Schuh zerreisst.

Viele andere Insekten, und dazu gehören die Erdbienen, sind aber niemals in der Lage, die Kesselfalle wieder über den Eingang zu verlassen. Die Innenseiten des Schuhs sind nämlich mit einer öligen Schicht überzogen und verunmöglichen dadurch jeden Halt. Auch ist die Öffnung mit einem umgebogenen Rand versehen, der selbst grossen Insekten Schwierigkeiten bereitet. So bleiben also die Erdbienen gefangen, wenn sie nicht einen anderen Weg aus der gelben Höhle suchen. Dieser ist von der Blüte genau vorgeschrieben, nämlich an der Bestäubungseinrichtung vorbei.

Durch dicht unterhalb der beiden Staubgefässe liegende, glasklare Wandpartien fällt Licht in den hinteren Teil der Blüte, und dadurch werden die gefangenen Insekten angelockt. So stehen sie bald auf einem dichten Haarteppich, der ihnen Halt gibt, sie aber auch unter der Narbe und nachher unter den Staubgefässen hindurchführt. Der Ausgang in die Freiheit ist derart knapp bemessen, dass sich die Erdbienen förmlich zwischen Aussenwand und Staubgefässen hindurchzwängen müssen. Dabei nehmen sie einen Teil der klebrigen Blütenstaubmasse auf dem Rücken mit.

In den Wäldern von Winterthur gibt es nur ganz wenige Standorte.

Wald-Schachtelhalm

  • Der Wald-Schachtelhalm ist der zierlichste unserer heimischen Schachtelhalme und wächst gesellig in feuchten, schattigen Wäldern auf kalkfreier Unterlage. Die sterilen und sporentragenden Stengel erscheinen gleichzeitig im April und Mai und werden 20–50 (–80) cm hoch und bis 5 mm dick.
  • Die sterilen Stengel tragen quirlig angeordnete, feine, verzweigte, bogenförmig herabhängende Ă„stchen. Das gibt der oft hellgrĂĽn gefärbten Pflanze ein äusserst feingliedriges Aussehen.
  • Die Sporenähren stehen an der Spitze bleicher, astloser Stengel. Nach der AusschĂĽttung der Sporen ergrĂĽnen die Sprosse und treiben quirlig angeordnete Ă„ste, so dass man sie später nicht mehr von den sterilen unterscheiden kann.
  • Auf der ganzen Erde existieren 30 verschiedene Schachtelhalmarten. In der Schweiz haben wir deren neun, wozu noch einige Bastarde kommen. Unser Wald-Schachtelhalm verdient am ehesten die volkstĂĽmliche Bezeichnung «Chatzeschwanz». Auf ihn passt auch am besten der wissenschaftliche Gattungsname Equisetum (von equus lat. = Pferd und seta lat. = Borste, frei ĂĽbersetzt: «Pferdeschwanz”).
  • Die Schachtelhalme werden allgemein als lästige Unkräuter empfunden. FrĂĽher wurde vor allem der Acker-Schachtelhalm wegen seines hohen Gehaltes an Kieselsäure zum Reinigen des Zinngeschirrs verwendet.

Winter-Schachtelhalm

Equisetum hiemale, Familie Equisetaceae (Schachtelhalmgewächse)

  • DunkelgrĂĽne, fast immer unverzweigte, 30–100 (150) cm hohe, rauhe, ĂĽberwinternde Stengel. Die dĂĽstere Pflanze gleicht einer Binse, mit der sie im Volksmund auch oft verglichen wird. Charakteristisch sind die schwarzen Saumringe an den Scheiden der einzelnen Glieder.
  • Meistens herdenweise in lichten Wäldern, stets auf wasserzĂĽgigen oder grundwassernahen Böden.
  • Kieselsäureeinlagerungen geben der Pflanze Festigkeit. Getrocknete Schachtelhalme enthalten bis 7% Kieselsäure; darum frĂĽher zum Putzen von Metallgeschirr verwendet.
  • Photosynthese, auch im Winterhalbjahr, durch die ganze Sprossachse. Stellt die Nährstoffversorgung durch das «Umlegeverfahren» sicher (praktisch keine Speicherung).
  • Sprosse mit endständigen Sporenähren sind nicht häufig; Sporenreife: Mai-Juli.
  • Wird in der Homöopathie anstelle des Ackerschachtelhalmes als Heilmittel eingesetzt bei Prostataerkrankungen, Blasen- und NierenbeckenentzĂĽndungen und Bettnässen.
  • Inhaltsstoffe: Neben Kieselsäure kleine Mengen Alkaloide. Alkaloide gehören zu den stärksten Giftstoffen, die wir kennen (Nicotin, Atropin, Morphin usw.).

Riesen-Schachtelhalm

Equisetum telemateia, Familie Equisetaceae (Schachtelhalmgewächse)

  • Der Riesen-Schachtelhalm wächst auf nassen, kalkreichen Tonböden; oft sehr gesellig, doch nicht ĂĽberall häufig.
  • Alle Schachtelhalme sind ausdauernde Pflanzen. Beim Riesen-Schachtelhalm sterben im Herbst die oberirdischen Teile ab. Alle Schachtelhalme haben einen hohlen Stengel mit ineinander geschachtelten Abschnitten. Die kleinen, schmalen, schuppenartigen Blättchen sind auf jedem Stockwerk quirlförmig um den Stengel angeordnet.
  • Der Riesen-Schachtelhalm ist unter allen einheimischen Schachtelhalmen mit maximal 2 m Höhe die grösste einheimische Art. Meistens erreicht er aber nur etwa 1 m. Die grössten Verwandten erreichten in der Steinkohlezeit Höhen von bis zu 30 m.
  • Die 10–30 cm hohen, fleischigen Sprosse mit den Sporenähren (Abb. links) erscheinen im März bis Mai. Sie sind astlos und haben weisse bis blassbräunliche, 10–13 mm dicke Stengel. Ihre Scheiden besitzen 20–30 Zähne.
  • Die sterilen Sprosse (Abb. rechts) sind grĂĽnlich- bis elfenbeinweiss und besitzen weit ausladende, dĂĽnne, nicht verzweigte, hellgrĂĽne, quirlige Ă„ste. Sie erscheinen später als die sporenährentragenden Sprosse. Zwischen den beiden Sprosstypen gibt es Ăśbergangsformen.
  • Fortpflanzung: Aus den Sporen entwickeln sich winzige, von Auge nicht erkennbare Pflänzchen, sogenannte Vorkeime, die entweder nur weibliche oder nur männliche Organe tragen. Aus den männlichen Organen entweichen «Schwärmer», die sich mit den Eizellen der weiblichen Organe verbinden. Aus den befruchteten Eizellen entwickeln sich dann neue Schachtelhalme.

Scharbockskraut, Feigwurz

Ranunculus ficaria, Familie Ranunculaceae (Hahnenfussgewächse)

  • Die niederliegende Pflanze mit den 10–30cm langen Stengeln blĂĽht im März und April. Sie bildet in feuchten Laubmischwäldern oft grosse Teppiche.
  • Sie bildet jedes Jahr neue, 1–2 cm lange Wurzelknollen, in denen sie Stärke speichert. Diese sind im Mai fertig entwickelt, worauf das Kraut welkt.
  • Die gelben BlĂĽten haben reichlich Nektar und fĂĽhren temperaturabhängige Wachstumsschliessbewegungen aus.
  • Trotz des intensiven Insektenbesuchs bilden sich fast keine FrĂĽchte.
  • Die fĂĽr unser Gebiet typische Unterart Ranunculus ficaria bulbifer vermehrt sich fast ausschliesslich vegetativ durch die reiskorngrossen Brutzwiebeln in den Blattachseln.
  • Die Blätter wurden frĂĽher als erstes FrĂĽhlingsgrĂĽn mit Vitamin C gegen Skorbut angewendet. Die unterirdischen Organe der Pflanze enthalten immer, die Blätter mit dem Ă–ffnen der BlĂĽten die Gifte Protoanemonin und Anemonin, die allerdings fĂĽr viele Menschen brennend scharf schmecken und so vor ĂĽbermässigem Genuss warnen.
  • Die Wurzelknollen wurden nach der Signaturenlehre gegen Feig-Warzen (durch Viren verursachte Hautwucherungen) und gegen Hämorrhoiden verwendet. In Notzeiten verarbeitete man sie zu Mehl.
  • Mit Essig behandelte BlĂĽtenknospen können wie Kapern gegessen werden.
  • Die grossen Mengen von Brutzwiebeln wurden als Himmelsbrot bezeichnet. Sie sind, eingelegt in Salz und Essig, essbar.

Bitteres Schaumkraut

Cardamine amara, Familie Brassicaceae (KreuzblĂĽtler)

  • Ausdauerndes Kraut mit waagrecht kriechendem, ausläufertreibendem Rhizom und 15–40 cm hohem, kantigem Stengel. Liebt nasse, aber nährstoffreiche Böden in Wäldern, Gräben, an Quellen und Bächen. Nicht häufig; wird gerne mit der Brunnenkresse verwechselt. BlĂĽht im Mai und Juni.
  • Die vier weissen, selten rötlichen Kronblätter sind 4–10 mm lang.
  • Unterscheidet sich von der Brunnenkresse durch purpurviolette Staubblätter, einen mindestens teilweise mit Mark gefĂĽllten Stengel und durch Stengelblätter mit 4–5 Fiederpaaren. Die Brunnenkresse hat gelbe Staubblätter, einen hohlen Stengel und Stengelblätter mit 3 Fiederpaaren.
  • Die Fruchtschoten sind 18–40 mm lang, 1–2 mm breit und haben einen dĂĽnnen Griffelrest. Die Samen sind hellbraun.
  • Die alte Heilpflanze enthält Senföl, einen Bitterstoff und reichlich Vitamin C. Sie kann wie die Brunnenkresse als Salat verwendet werden. Sie schmeckt weniger scharf, aber bitterer als die Brunnenkresse.

Wald-SchlĂĽsselblume

Primula elatior, Familie Primulaceae

  • Vorkommen: 10–30 cm hohe Pflanze in feuchten Wiesen, Laubwäldern, Mischwäldern, seltener in lichten Nadelholzforsten; bevorzugt lockeren, feuchten und etwas lehmigen Boden. Häufig. Wenn man es nicht allzu genau nimmt, kann man sagen: Wo die Rotbuche gedeiht, da wächst auch die Wald-SchlĂĽsselblume. Steht sie in Massen auf einer Wiese, könnte das ein Hinweis dafĂĽr sein, dass an ihrer Stelle frĂĽher einmal ein Rotbuchenwald gestanden hat. In Deutschland ist diese Pflanze geschĂĽtzt.
  • BlĂĽten: Schwefelgelb in langgestielten Dolden. Saum der BlĂĽtenkrone tellerartig flach. Duftet meistens nicht. BlĂĽht im März bis Mai; beginnt einen Monat vor der Wiesen-SchlĂĽsselblume zu blĂĽhen.
  • FrĂĽchte: Kapseln hängen aus dem Kelch heraus und können darum auch durch Tiere verstreut werden.

Weitere Angaben: siehe bei der «Wiesen-Schlüsselblume Primula veris».

Wiesen-SchlĂĽsselblume

Primula veris (= P. officinalis), Familie Primulaceae (Schlüsselblumengewächse)

  • Vorkommen: 10–25 cm hohe Pflanze in Magerrasen und in lichten, krautreichen Wäldern. Ăśberdauert mit zwiebelförmiger Knospe und kräftigem, fast senkrecht stehendem Rhizom, das sich oft schon im zweiten Jahr verzweigt. SchĂĽtzenswert: Wegen der absoluten Selbststerilität sind die Primeln auch durch PflĂĽcken gefährdet. Goldgelbe, glockige Krone mit roten Schlundflecken (bei der Wald-SchlĂĽsselblume ist sie schwefelgelb mit flachem BlĂĽtenteller). Staubbeutel und Griffel sind in der engen Kronröhre eingeschlossen.
  • Langgrifflige BlĂĽten mit Narbe im Kronröhreneingang, Staubbeuteln in der Kronröhrenmitte, langen Narbenpapillen und feinkörnigem BlĂĽtenstaub.
  • Kurzgrifflige BlĂĽten mit Narbe in der Kronröhrenmitte, Staubbeuteln im BlĂĽteneingang, kurzen Narbenpapillen und grobkörnigem BlĂĽtenstaub. Nur BlĂĽtenstaub der jeweils anderen Form passt und keimt auf der Narbe. Selbststeril.
  • Bestäuber: Falter, Hummeln, Hummelschweber (= ZweiflĂĽgler mit langem, starrem RĂĽssel) u.a.
  • FrĂĽchte: Kapseln mit vergrössertem Kelch (Windfang); öffnen sich nach dem Austrocknen mit 5 Zähnen. Der Fruchtstengel ist elastisch, was Windstreuung ermöglicht.
  • Verwendung: Wegen des Saponingehaltes der Rhizome und Wurzeln als auswurfförderndes Mittel bei Bronchitis verwendet. Volksmedizinisch kommen auch die BlĂĽten fĂĽr ähnliche Zwecke zur Anwendung. Trockene Rhizome wurden frĂĽher fĂĽr die Herstellung von Niespulver gebraucht.
  • Namen: «Primula», die Verkleinerungsform des lateinischen «primus = der erste», bedeutet «kleiner Erstling», weil einige SchlĂĽsselblumenarten zu den ersten FrĂĽhlingsblumen zählen; «veris» ist der Genitiv des lateinischen «ver» = FrĂĽhling. Der Name «SchlĂĽsselblume» geht zurĂĽck auf die Bezeichnung «HimmelsschlĂĽssel» (althochdeutsch «himmelsluzzil“) wegen der einem SchlĂĽsselbund ähnlichen Anordnung der BlĂĽten; sie sollen auch durch ihre Heilwirkung «den Himmel aufschliessen”.

Schuppenwurz

Lathraea squamaria, Familie Scrophulariaceae (RachenblĂĽtler)

  • Vorkommen: in Laubwäldern auf frischem, basenreichem, meist kalkhaltigem Boden; eher selten, schĂĽtzenswert.
  • Fast chlorophyllfreier Vollschmarotzer, der weitgehend verborgen im Boden lebt. Rhizom mit fleischigen Schuppen (Niederblätter mit Speicherfunktion).
  • Wurzeln mit dĂĽnnen Haustorien (= Saugorgane), die die Wasserleitungsbahnen in den Wurzeln verschiedener Wirte anzapfen, vor allem von Haselsträuchern, Erlen, Weiden, Pappeln usw. Diese Wasserleitungen fĂĽhren zur Zeit des frĂĽhjährlichen Saftsteigens reichlich Zucker und andere lebenswichtige Substanzen mit sich, die dann ĂĽber die dĂĽnnen Verbindungen auch in die Speicherorgane der Schuppenwurz gelangen. Es dauert aber rund 10 Jahre, bis der Schmarotzer «reif» ist und zum ersten Mal blĂĽhen kann. Schliesslich kann der Pflanzenkörper um 5 kg schwer werden und viele BlĂĽtensprosse bilden. Solche Pflanzen sind viele Jahrzehnte alt.
  • Der Stengel trägt häutige Schuppenblätter mit WasserdrĂĽsen, die aktiv Wasser ausscheiden, damit das Druckgefälle zwischen Wirt und Parasit aufrecht erhalten werden kann. Die Schuppenwurzblätter können keinen Transpirationssog erzeugen.
  • BlĂĽten: März-April, mit dem Hauptsaftstrom der Wirtsgehölze zusammenfallend; kräftige, weissliche bis rosarote «Rachenblumen» in dichter, einseitswendiger, von Anfang an nickender Traube; vorweiblich; in kĂĽhlen Jahren unterirdisch blĂĽhend (Selbstbestäubung in geschlossenen BlĂĽten)
  • BlĂĽtenbesucher: vor allem Hummeln; werden bei BerĂĽhrung der Haare und der Staubbeutelanhängsel mit trockenem Pollen bepudert.
  • FrĂĽchte: zweiklappig öffnende Kapseln mit zahlreichen, mohnkorngrossen Samen. Verbreitung der Samen durch den Wind (Ballonflieger) oder durch Ameisen (nährstoffreicher Anhang) oder durch Wasser; mĂĽssen näher als 1 cm an eine Wirtswurzel zu liegen kommen, um auskeimen zu können. Wenn die Samen ausgestreut sind, sterben die oberirdischen Teile ab.

Seidelbast, Kellerhals

Daphne mezerum, Familie Seidelbastgewächse

  • Vorkommen: In krautreichen Wäldern, auf frischen, nährstoffreichen, meist kalkhaltigen Böden; im Gebirge häufiger. Mit Wurzelpilz vergesellschaftet. GeschĂĽtzt.
  • Aussehen: Winterkahler Strauch bis ĂĽber 1 m hoch. Erst nach dem VerblĂĽhen treibt der Strauch aus seiner Gipfelknospe zarte Blätter. Als echte Schattenblätter, denen reichlich Wasser zur VerfĂĽgung steht und die in warmfeuchter Luft atmen und assimilieren können, sind sie dĂĽnnhäutig und dĂĽnnfleischig.
  • BlĂĽten: Erscheinen im Februar-April. Stark duftend. Statt der Kronblätter ĂĽbernehmen die Kelchblätter die Schauwirkung. Entspringen direkt am Stengel in den Achseln abgefallener, vorjähriger Blätter. Einziges einheimisches Beispiel von StengelblĂĽtigkeit (= Kauliflorie), wie sie bei Tropenpflanzen verbreitet ist (Kaffee, Kakao).
  • BlĂĽtenbesucher: Schmetterlinge und Solitärbienen. Der Pollen bleibt am durch den Nektar klebrig gemachten RĂĽssel hängen. Spontane Selbstbestäubung möglich. Gelegentlich rein weibliche Pflanzen.
  • Giftige Wirkstoffe: Mezerin, Cumarin-Glykosid. Das Fruchtfleisch der leuchtend scharlachroten Beeren wird von Rotkelchen und Drosseln gefressen, die offenbar gegen die darin enthaltenen Gifte immun sind. Die Steinkerne speien sie wieder aus und sorgen so fĂĽr die Samenverbreitung. FĂĽr Menschen und Säugetiere sind die Beeren sehr giftig. Symptome beim Menschen: Ăśbelkeit, Durchfall, Erbrechen; in ernsten Fällen (nach 10–12 Beeren), BewusstseinstrĂĽbung, Kreislaufkollaps mit tödlichem Ausgang. Der Name «Kellerhals» stammt vom wĂĽrgenden GefĂĽhl bei Vergiftungen. Auch alle andern Teile enthalten soviel Gift, dass Ziegen, die sie fressen, daran zugrunde gehen. Nach BerĂĽhren frischer Zweige sind Hautreizungen und blasige GeschwĂĽre möglich.
  • Alter: BlĂĽht erstmals im sechsten Lebensjahr und wird mehrere Jahrzehnte alt. Hält sich auch im tiefsten Waldesschatten.
  • Schädlinge: Befall der Blätter durch GallmĂĽcken (rote Gallen an der Sprossspitze), Blattwickler- und Miniermotten.

Sumpfdotterblume

Caltha palustris, Familie Ranunculaceae (Hahnenfussgewächse)

  • Ausdauernde, 15–50 cm hohe Sumpfpflanze in nährstoffreichen Sumpfwiesen, an Bachufern und in Bruchwäldern; lange Wurzeln als Speicherorgane; röhriger Stengel fĂĽr die DurchlĂĽftung.
  • BlĂĽtezeit: März bis Mai; oft im Herbst noch eine zweite BlĂĽtezeit
  • BlĂĽten: durch Karotinoide goldgelb gefärbte Perigonblätter; Nektarausscheidung am Grund der zahlreichen Fruchtknoten; im zentralen Teil der BlĂĽte starke UV-Reflexion.
  • BlĂĽtenbesucher: verschiedene Insekten, vor allem Käfer.
  • FrĂĽchte: Die BalgfrĂĽchte sind innen benetzbar und spreizen sich bei Nässe sehr stark. Wenn Regentropfen darauffallen, schleudern sie die Samen aus.
  • Giftig durch Saponine und in den Wurzeln durch das Alkaloid Magnoflorin; vom Weidevieh gemieden; nach dem Genuss von Blättern kommt es beim Menschen zu Erbrechen, Durchfall, Magen- und Kopfschmerzen und Bläschenausschlag.
  • Verwendung: Die BlĂĽten wurden frĂĽher zum Färben der Butter verwendet (darum der Name Butterblume), im Mittelalter nach der Signaturenlehre auch als angebliches Mittel gegen Gelbsucht. Die BlĂĽtenknospen wurden in Essig eingelegt und wie Kapern gegessen. Noch heute in der Homöopathie gegen pustulöse Hautausschläge an Armen und Beinen gebraucht.

Gefleckte Taubnessel

Lamium maculatum, Familie Lamiaceae (LippenblĂĽtler)

  • Die 20–80 cm hohe, ausdauernde (gelegentlich auch nur einjährige) Pflanze mit ober- und unterirdischen Ausläufern blĂĽht vom April an bis in den September hinein. Untere Blätter länger gestielt als obere: gute LichtausnĂĽtzung. Stengelkanten durch Kollenchym (Festigungsgewebe) verstärkt.
  • Krone rot, selten rosa oder weiss; Unterlippe mit schönen Strichsaftmalen, duftet stärker als die Oberlippe; Oberlippe weicht beim Einkriechen der Besucher gelenk-artig zurĂĽck. Diese werden rĂĽckenseitig zuerst von der Narbe, dann von den Staubbeuteln berĂĽhrt.
  • Der zuckerreiche (42%) Nektar wird von der Basis der Kronröhre abgegeben und ist nur «Grossbienen», besonders Hummeln, zugänglich. Erdhummeln beissen die Kronröhre seitlich an. Danach ist der Nektar auch fĂĽr die Honigbienen erreichbar.
  • Die Nektarausscheidung geht auch weiter, wenn die Kronblätter abgeworfen worden sind. Wenn Honigbienen solche BlĂĽten entdeckt haben, besuchen sie nur noch diese. Es ginge also auch ohne die Werbung mit dem aufwendigen BlĂĽten-Schauapparat.
  • Bei der Reife schrumpft der Kelch, und die FrĂĽchte mit basalem Ă–lkörper werden ausgestreut. Ameisen verbreiten die Samen.
  • Die jungen Sprosse und Blätter der Taubnesseln sind als GemĂĽse nicht nur sehr gut geeignet, sondern gehören zu den gehaltvollsten Kräutern ĂĽberhaupt.

Tollkirsche

Atropa belladonna, Familie Nachtschattengewächse

  • Vorkommen: In der Lichtung eines Waldschlages, an Wald- und Wegrändern, auf Schuttplätzen und Ruinen. Stickstoffzeiger.
  • Aussehen: Bis 1,5 m hohe, ausdauernde, strauchförmige Pflanze mit dickem unterirdischem Speicherorgan und 1 m tiefer Pfahlwurzel. Hat je nach Standort Sonnen- oder Schattenblätter.
  • BlĂĽte: Die röhrig-glockigen, braunvioletten, bis zu 5 cm langen BlĂĽten mit klebrigem Pollen werden in erster Linie von Hummeln, aber auch von Honigbienen bestäubt und von vielen anderen Insekten (Fliegen, MĂĽcken, Käfer) als Hort und Ăśbernachtungsplätze aufgesucht, weil im BlĂĽteninnern durch Stoffwechselvorgänge Wärme entsteht.
  • An den reichlich vorhandenen Nektar am Grunde der BlĂĽte kommen die Insekten nicht, weil die Staubfäden und Kronblätter unten mit starren Haaren einen sicheren Verschluss bilden. Die BlĂĽten sind streng vorweiblich, damit wird wenigstens vorerst die Selbstbestäubung vermieden. Bleibt der Insektenbesuch aus, so fällt der Pollen der sich später öffnenden Staubblätter auf die Narbe.
  • FrĂĽchte: Vielsamige, schwarze, innen blaurote, sĂĽsslichfade schmeckende Beeren mit vergrössertem Kelch. Drosseln und Fasane fressen die fĂĽr sie nicht giftigen FrĂĽchte und verbreiten die Samen mit dem Kot.
  • Gifte: In allen Pflanzenteilen, insbesondere in den kirschenähnlichen, purpurschwarzen Beeren tödlich giftige Alkaloide: Hyoscyamin, Atropin und Scopolamin.
  • Vergiftungs-Symptome: Einschränkung aller Sekretionen, insbesondere der Schleimhäute (DurstgefĂĽhl, Brennen), erweiterte Pupillen, erhebliche Pulsbeschleunigung. Wirkung erst rauschartig, dann Tobsucht, Zittern (Name Toll-Kirsche!), schliesslich Erschöpfung, Koma und Tod durch Atemlähmung. Name Atropa von griech. atropos = unabwendbar tödlich.
  • Verwendung: Die bei örtlicher Anwendung am Auge pupillenerweiternde Funktion des Atropins wird in der Augenheilkunde genutzt. Im Altertum erfolgten entsprechende Anwendungen aus SchönheitsgrĂĽnden (Name bella donna = schöne Frau; macht grosse Augen).

TĂĽrkenbund

Lilium martagon, Familie Liliaceae (Liliengewächse)

  • GeschĂĽtzt; Schädigung durch Sammler und durch Wildverbiss vor allem an fertig entwickelten BlĂĽtenknospen, die rauschgiftartige Stoffe enthalten sollen.
  • 30–90 cm hohe Pflanze mit grosser, goldgelber Schuppenzwiebel aus zahlreichen dachziegelartig angeordneten Niederblättern; bei starken Pflanzen liegt die Zwiebel 20–30 cm tief.
  • Blätter in Scheinquirlen angeordnet; schon Ende April, anfangs Mai entfaltet.
  • BlĂĽten: Juni–Juli; einem Turban ähnliche, hängende «Schwärmerblume», mit vorwiegend nächtlicher Duftausscheidung; Nektarabscheidung in einer von Haaren ĂĽberdeckten Rinne auf der Innenseite der Perigonblätter. Das Perigon ist durch einen öligen Ăśberzug so glatt, dass nur vor der BlĂĽte schwirrende Falter (Schwärmer und Eulen) an den Nektar gelangen können. Nah verwandte Arten werden in Kalifornien gern von Kolibris besucht.
  • Selbstbestäubung durch herabfallenden Pollen möglich (selbstfertil).
  • FrĂĽchte: Reifung im September; dreifächerige Kapseln, verholzen wie der Stengel. Dieser wirkt bei Windstössen und bei Bewegungen, die durch Tiere verursacht werden, wie eine Schleuder und schiesst die flachen, geflĂĽgelten Samen in weitem Bogen auf die Erde.
  • Verwendung: In Sibirien werden die gekochten Zwiebeln gegessen.
  • Verwandte Art: Feuerlilie (Lilium bulbiferum), z.B. am Walensee und im Tessin wild, auch häufige Zierpflanze in den Gärten. Vermehrung hauptsächlich durch Brutzwiebeln, die in den Blattachseln entstehen (vgl. Scharbockskraut).
Wald-Veilchen

Viola reichenbachiana (= V. silvestris), Familie Violaceae (Veilchengewächse)

  • Pflanze mit liegendem oder aufsteigendem, 5–25 cm langem Stengel und grundständiger Blattrosette. Sehr häufig in krautreichen Laub- und Nadelholzwäldern, auf frischen, nährstoffreichen Böden.
  • Sichere Kennzeichen: kahle BlĂĽtenstiele mit mehreren, meist ĂĽber 2 cm langen, herzförmigen Blättern; BlĂĽte samt Sporn hellviolett, geruchlos.
  • BlĂĽtezeit: April bis Mai, bis zum Abschluss des Austriebs der Laubbäume.
  • Kurzes kriechendes Rhizom mit zahlreichen Trieben.
  • Frucht: einfächerige, mit drei Klappen aufspringende Kapsel; Saftdruckstreuer: Streuweite bis 4,1 m. Samen mit Ă–lkörpern; Verbreitung durch Ameisen.
  • Vegetative Vermehrung durch Wurzelsprosse.

Das Veilchen (Goethe)

Ein Veilchen auf der Wiese stand
GebĂĽckt in sich und unbekannt;
Es war ein herzigs Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn
Daher, daher,
Die Wiese her und sang.

Ach! aber ach! das Mädchen kam
Und nicht in acht das Veilchen nahm,
Er trat das arme Veilchen.
Es sank und starb und freut’ sich noch:
Und sterb ich denn, so sterb ich doch
Durch sie, durch sie,
Zu ihren FĂĽssen doch.

Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur
Die schönste Blume der Natur,
Ach, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflĂĽckt
Und an dem Busen matt gedrĂĽckt!
Ach nur, ach nur
Ein ViertelstĂĽndchen lang!

Wiesen-Wachtelweizen

Melampyrum pratense, Familie Scrophulariaceae (Braunwurzgewächse, Rachenblütler)

  • 15–40 cm hohe Pflanze mit breit-lanzettlichen Blättern und weisslich-gelben BlĂĽten. Wächst in lichten Wäldern und an Waldrändern auf nährstoffarmen, sauren, humosen Böden und blĂĽht im Juni bis September.
  • Einjähriger Halbschmarotzer: Parasitiert mit knotigen Saugorganen gern auf Rottannen. Er hat eine hohe Transpirationsrate, damit er gegen die Saugkräfte des Wirtes aufkommt und von diesem Wasser und gelöste Nährsalze erhält. Die Pflanze welkt daher nach dem AbpflĂĽcken sehr schnell.
  • Die Keimblätter bleiben als Assimilationsorgane lange erhalten.
  • RachenblĂĽten mit 12–17 mm langer Kronröhre und geschlossenem Schlund in einem ährenförmigen BlĂĽtenstand, der sich dem Licht zuwendet.
  • Bestäuber: Wegen der langen Kronröhre nur langrĂĽsselige Hummeln. Andere Bienenarten betätigen sich als «Einbrecher» am Grunde der Kronröhren. Auch spontane Selbstbestäubung.
  • FrĂĽchte: Zweifächerige Kapseln. Verbreitung durch Ameisen, die bis zur Fruchtreife durch die extrafloralen NektardrĂĽsen der Hochblätter angelockt werden. Die Samen sehen täuschend ähnlich aus wie Ameisenpuppen.
  • Schwach giftig in allen Pflanzenteilen durch Aucubin. Bei Pflanzenfressern kommt es gelegentlich zu Vergiftungen. Die Samen sind fĂĽr Mäuse tödlich.
  • Verwandte Arten:
    • Wald-Wachtelweizen: dunkelgelbe, nur 6–9 mm lange Krone mit offenem Schlund; sonst ähnlich wie der Wiesen-Wachtelweizen; auch in Wäldern
    • Acker-Wachtelweizen: BlĂĽten in allseitswendiger Ă„hre mit roter Krone, gelbem Schlund und purpurrot gefärbten Hochblättern. Halbschmarotzer auf Getreide und anderen Gräsern. FrĂĽher Vergiftung und Schwarzfärbung des Brotes, wenn das Mehl durch Wachtelweizensamen verunreinigt wurde.

Waldmeister

Galium odoratum, Familie Rubiaceae (Krappgewächse, Rötegewächse)

  • Ausdauernde Rhizompflanze mit reich verzweigten Wurzeln. Mehrere 5–30 cm hohe, vierkantige Stengel mit stockwerkartig in Quirlen angeordneten lanzettlichen Blättern. Wächst auf nährstoffreichen Lehmböden in krautreichen, schattigen Buchen- und Laubmischwäldern und blĂĽht im April bis Juni.
  • Kleine, 4–5 mm breite, vierspaltige, weisse «TrichterblĂĽten» in einem doldigen BlĂĽtenstand. Meist Bestäubung durch Fliegen, daneben auch Selbstbestäubung.
  • Kugelige, grĂĽne, zweisamige SchliessfrĂĽchte, dicht mit weissen, hakigen Borsten besetzt. Klettverbreitung.
  • Die Pflanze ist schwach giftig, da beim Welken Cumarin-Glykosid frei wird, von dem das bekannte Waldmeisteraroma stammt. Nach dem Genuss von Waldmeister-Bowle kann es zu leichten Kopfschmerzen kommen.
    • Zubereitung des Maitranks: Ein frisches Sträusschen des blĂĽhenden Krautes wird einige Stunden mit den BlĂĽten und den oberen Blättern in 1 Liter gezuckerten Weisswein gehängt, dem etwas Zitronensaft beigegeben wurde. KĂĽhlstellen. Kurz vor dem Servieren eine Flasche Schaumwein zufĂĽgen. Es können auch von Anfang an geschnittene frische Erdbeeren mit angesetzt werden.
  • In hohen Dosen ist reines Cumarin stark giftig (WĂĽhlmausgift!). Besonders empfindlich sind Hunde, bei denen schon 0,8 g pro kg Körpergewicht tödlich sein soll.
  • FrĂĽher dienten getrocknete Waldmeisterblätter zusammen mit getrockneten Huflattich- und Pfefferminzblättern als Tabakersatz. Getrocknete ganze Pflanzen brauchte man ferner als Mottenmittel und fĂĽr die Zubereitung eines Heiltees zur Blutreinigung, bei Leibschmerzen, Schlaflosigkeit und unregelmässiger Herztätigkeit.

Rote Waldnelke (Rote Lichtnelke)

Silene dioica, Familie Caryophyllaceae (Nelkengewächse)

  • Zweijährige bis ausdauernde 30–90 cm Pflanze, in feuchten Wiesen, an Waldrändern und an feuchten Stellen in Laubwäldern; in den Bergen recht häufig. BlĂĽtezeit: April bis September. Die BlĂĽten werden gelegentlich von einem Brandpilz befallen.
  • BlĂĽte: 5 rote, selten weisse, tief zweilappige Kronblätter; stark behaarter, bauchiger Kelch; geruchlos, nur tagsĂĽber geöffnet.
  • Dreihäusig: Pflanzen mit nur männlichen oder nur weiblichen oder zwittrigen BlĂĽten. Der Artname dioica ist also nicht ganz korrekt: di- = zwei und oĂ®kos = Haus.
  • Bestäuber: Falter, Schwebfliegen, lang- und kurzrĂĽsselige Hummeln. Letztere begehen oft Nektardiebstahl, indem sie ein Loch in den Kelchgrund beissen.
  • Verbreitung der Fruchtkapseln mit zurĂĽckgebogenen Kapselzähnen (= KlettfrĂĽchte) durch Tiere, aber auch durch den Wind und durch fliessendes Wasser.

Weisses Waldvögelein

Cephalanthera damasonium, Familie Orchidaceae (Orchideen)

  • 15–60 cm hohe Pflanze auf kalkhaltigen Böden im Halbschatten von Föhren-, Buchen- und Laubmischwäldern, Waldrändern und Hecken. Eine der häufigeren Waldorchideen, blĂĽht im Mai und Juni. GeschĂĽtzt.
  • Rhizom: kurz, waagrecht kriechend, meist verzweigt und reich bewurzelt.
  • 2–5 Schuppenblätter, darĂĽber 2–5 breit-lanzettliche, 4–10 cm lange Laubblätter mit parallelen Blattnerven.
  • BlĂĽtenstand bis 15 cm lang mit 4–12 locker gestellten, steil aufwärts gerichteten, elfenbeinfarbigen BlĂĽten. Sie sind meist halb oder ganz geschlossen und öffnen sich erst bei Temperaturen von ĂĽber 25 Grad weit. Vorderer Teil der BlĂĽtenlippe mit drei orangegelben Längsleisten; hinterer Teil mit sackartiger Vertiefung, die Nektar absondert. Die Pollinien öffnen sich bereits in der geschlossenen BlĂĽte und lassen den pulverigen und kaum durch Fäden verbundenen BlĂĽtenstaub auf die Narbe fallen (Selbstbestäubung). Wahrscheinlich nur selten Fremdbestäubung durch Insekten, obwohl dafĂĽr eingerichtet.
  • Fruchtkapsel mit drei vorstehenden Kanten. Zur Reifezeit springen mehrere Längsspalten auf und entlassen die winzig kleinen Samen, die durch den Wind verstreut werden.
  • Vegetative Vermehrung durch Wurzelsprosse.

Nächste Verwandte

  • Langblättriges Waldvögelein (C. longifolia) mit reinweissen BlĂĽten.
  • Rotes Waldvögelein (C. rubra) mit rosaroten, weit offenen BlĂĽten.

Winterling

Eranthis hiemalis, Familie Ranunculaceae (Hahnenfussgewächse)

  • 8–15 cm hohe Pflanze, die im Januar bis März blĂĽht. Aus feuchten Laubwäldern SĂĽdosteuropas stammend und bei uns eingebĂĽrgert. Da und dort in Haus- und Obstgärten, in Parkanlagen und Gehölzen.
  • Ausdauernd; knolliges Rhizom als Nährstoffspeicher.
  • Jeder Stengel hat nur eine endständige, 2–3 cm breite, gelbe BlĂĽte mit 5–8 (meist 6) ausgebreiteten BlĂĽtenhĂĽllblättern und kurzen, gelblichen Honigblättern. Unmittelbar unter der BlĂĽte bilden 3 handförmig zerschlitzte Hochblätter eine Rosette. Bei schlechtem Wetter bleiben die BlĂĽten geschlossen, und bei schönem Wetter schliessen sie um ca. 19 Uhr. Sie werden von Bienen und Fliegen besucht.
  • Die grundständigen, langgestielten, rundlichen, bis zum Grund 5–7teiligen Blätter erscheinen meist erst nach der BlĂĽtezeit.
  • Schon im März findet man die 4–7 mehrsamigen, bis 15 mm langen, grĂĽnen BalgfrĂĽchte.

Mandelblättrige Wolfsmilch

Euphorbia amygdaloides, Familie Euphorbiaceae (Wolfsmilchgewächse)

  • 30–60 cm hohe Pflanze mit derben, 3–6 cm langen, wintergrĂĽnen Blättern, die in der Mitte des Stengels gedrängt stehen. Wächst in GebĂĽschen und krautreichen Wäldern mit Rotbuchen, Hainbuchen und Eichen und blĂĽht im April bis Juni.
  • Viele Stengel tragen keine BlĂĽten, sind dafĂĽr dicht beblättert. Diese Stengel verholzen und treiben im nächsten Jahr BlĂĽten.
  • Der BlĂĽtenstand setzt sich aus vielen Ă„sten zusammen. Die beiden HĂĽllblätter der EinzelblĂĽtenstände sind zu einem rundlichen Blatt verwachsen. Die NektardrĂĽsen der HĂĽllbecher sind halbmondförmig.

Weitere Angaben: siehe Zypressen-Wolfsmilch.

SĂĽsse Wolfsmilch

Euphorbia dulcis, Familie Euphorbiaceae (Wolfsmilchgewächse)

  • Die 15–45 cm hohe Pflanze besteht meistens aus mehreren Stengeln. Die oben dunkel- und unten blaugrĂĽnen Blätter sind länglich-eiförmig und gegen den Stiel hin verschmälert. Wächst zerstreut in krautreichen Laubwäldern.
  • Der GesamtblĂĽtenstand ist meist fĂĽnfstrahlig. Die einzelnen Doldenstrahlen sind gegabelt zweiästig. Die Hochblätter der BlĂĽtenstände sind nicht miteinander verwachsen. Die NektardrĂĽsen des HĂĽllbechers sind rundlich-oval, anfangs gelbgrĂĽn und später rotbraun. BlĂĽtezeit: April bis Juni.
  • Die Fruchtkapsel ist mit halbkugeligen Warzen bedeckt.

Ausländische Wolfsmilchgewächse: In Afrika wachsen kakteenähnliche Stammsukkulenten mit Dornen. Der bekannte Mexikanische Weihnachtsstern Poinsettia pulcherrima hat grosse, rote Hochblätter, grosse becherförmige Nektarien und ist kaum giftig. In seiner Heimat wird er durch Vögel bestäubt. Es ist eine typische «Kurztag-Pflanze» mit weihnachtlicher Blütezeit.

Zypressen-Wolfsmilch

Euphorbia cyparissias, Familie Euphorbiaceae (Wolfsmilchgewächse)

  • 15–50 cm hohe, ausdauernde, sommer- und selten wintergrĂĽne Schaftpflanze mit nadelartigen, 1,5–4 cm langen Blättern. Wächst an kiesigen und sandigen Orten, an sonnigen Waldsäumen, in Trockenrasen, an Wegrändern und auf Ruderalflächen; steigt bis ĂĽber 2000 m hinauf und blĂĽht vom April bis Juli. Sehr häufig.
  • Die «BlĂĽte» der Wolfsmilch ist in Wirklichkeit ein stark zurĂĽckgebildeter BlĂĽtenstand. Zwischen den gelben, später roten Hochblättern des HĂĽllbechers sitzen eine weibliche und mehrere männliche BlĂĽten. Streng vorweiblich. Scheidet aus kleinen goldgelben DrĂĽsen nach Honig duftenden Nektar aus.
  • Wird recht häufig von verschiedenen Bienenarten besucht.
  • Die dreiteiligen SpaltfrĂĽchte zerfallen in drei Teile, die sich explosionsartig öffnen und dabei die Samen bis 2 m weit schleudern. Wegen der Ă–lkörper werden die Samen durch Ameisen verbreitet. Ameisenhaufen sind oft dicht besetzt mit den hier auf trockenem, nährstoffreichem Grund gut wachsenden Pflanzen.
  • Vegetative Vermehrung durch Wurzelsprosse.
  • Alle Euphorbia-Arten besitzen ungegliederte Milchsaftschläuche. Der Saft enthält Harz (bis 45%), Kautschuk, Fette, Eiweiss, Stärke und einige andere Stoffe. Er steht unter Druck und tritt deshalb bei Verletzungen sofort aus. Der Saft dient fĂĽr den Wundverschluss und als Frassschutz.
  • Giftig wegen hautreizendem Diterpen-Ester (Euphorbon), der unter Umständen sogar tödlich wirken kann. Wird vom Vieh gemieden; trotzdem sind Vergiftungen durch Heu möglich. Sollte nicht als Mittel gegen Warzen verwendet werden. Trotz der Giftigkeit ist die Zypressen-Wolfsmilch die einzige Futterpflanze des Wolfsmilch-Schwärmers.
  • Mit Erbsenrostpilz infizierte Pflanzen blĂĽhen nicht, haben auf den kurzen, dicklichen, gelben Blattunterseiten zahlreiche rote Pusteln und weisen oft noch weitere Missbildungen auf.

Grosses Zweiblatt

Listera ovata, Familie Orchidaceae (Orchideen)

  • Häufigste Orchidee in Wäldern, auf Wiesen und Weiden; 30–60 cm hoch; blĂĽht im Mai bis Juli.
  • Mit kurzem, walzenförmigem, aus mehreren Jahresabschnitten gebildetem Rhizom, das bis 60 sprossbĂĽrtige Wurzeln aufweisen kann; Tiefwurzler; lebt in Symbiose (nach anderen Autoren als Halbschmarotzer) mit Wurzelpilz; assimiliert mit den grossen Blättern einen Grossteil der Nährstoffe selber.
  • BlĂĽten: grĂĽn, sehen ähnlich aus wie KnabenkrautblĂĽten; riechen moschusartig muffig; besitzen keinen Sporn; scheiden Nektar auf der rinnigen Unterlippe aus. Aus der Spitze des Rostellums (Fortsatz der Narbe) quillt bei BerĂĽhrung ein klebriges Schleimtröpfchen aus, das die zwei Pollinien (BlĂĽtenstaubkolben = Gesamtheit der Pollenmasse des einzigen Staubbeutelfaches) an den Besucher (winzige Schlupfwespen, Fliegen und Käfer) klebt. Auch Selbstbestäubung ist möglich.
  • FrĂĽchte: Fruchtansatz sehr hoch; FrĂĽchte reifen schnell heran; an der gleichen Pflanze oft oben noch frische BlĂĽten und unten schon Fruchtkapseln, die den zahlreichen, winzigen Samen entlassen. Samenverbreitung durch den Wind: Ballonflieger.
  • Vegetative Vermehrung durch den ungewöhnlichen Vorgang der Umbildung von Wurzeln zu Sprossen.

Neophyten

Nachtkerze blĂĽht in 20 Sekunden auf

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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Habe im Sedelrain 2 Pflanzen vom Lungenenzian gefunden. Bereits bekannt?

    Antworten
    • Michael Wiesner
      22. August 2014 22:08

      Mir jedenfalls nicht. Obwohl ich sehr häufig am Sädelrain unterwegs war, habe ich den Lungenenzian dort weder gesehen noch habe ich in meiner Dokumentation einen entsprechenden Hinweis darauf gefunden. Gemäss Infoflora kommt er aber in unserer Gegend vor. Ganz herzlichen Dank für Ihren wertvollen Hinweis, den ich gerne auch weitergebe.

      Antworten
  • Hermann Dähler
    25. August 2014 17:44

    Ich war heute 25. 8. 2014 im Sädelrain und habe den Lungenenzian gesucht und nicht gefunden. Dafür habe ich zwei Stängel des Schwalbenwurz-Enzians [Gentiana asclepiadea] entdeckt, wovon einer mit Blüten.

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    • Lasse mich da nicht auf die Ă„ste raus, bin halt Ackerbauer und nicht Botaniker:). Auf jeden Fall sehr schön, wie gross die bunte Vielfalt im Kleinen ist.

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